Duisburg nicht reif genug für Gregor Schneider

Duisburg. Gregor Schneider gilt zwar weltweit als einer der wichtigsten Künstler der Gegenwart, seitdem er 2001 den Goldenen Löwen von Venedig erhalten hat, dennoch gibt es immer wieder Probleme mit seiner Raumkunst.

Gregor Schneider hat 2001 den Goldenen Löwen von Venedig erhalten.

Foto: A3576 Maurizio Gambarini

Sein schwarzer Kubus für den Markus-Platz in Venedig, sein Sterberaum für die Krefelder Museen und sein Kirchenprojekt für die Documenta in Kassel wurden abgelehnt oder mussten andernorts stattfinden. Nun scheitert sein Projekt „Totlast“ für das Duisburger Lehmbruck-Museum.

Soeben meldet die Ruhrtriennale, die Stadt Duisburg lehne es ab. Die Absage kommt völlig überraschend, denn das Projekt ist seit November 2013 geplant. Oberstadtdirektor Sören Link teilte dem Intendanten der Ruhrtriennale, Heiner Goebbels, lediglich mit, das Kunstwerk passe ungeachtet weiterer Prüfungen durch das Bauordnungsamt zum jetzigen Zeitpunkt nicht nach Duisburg. Gründe nannte er nicht. Erst auf Nachfrage unserer Zeitung bequemte sich Link von seinem Urlaubsort aus zu einer Stellungnahme: „Die Wunden der Love-Parade sind noch nicht geschlossen. Duisburg ist noch nicht reif für ein Kunstwerk, dem Verwirrungs- und Paniksituationen immanent sind, welches mit dem Moment der Orientierungslosigkeit spielt.“

Diskussionsstoff: Die Kunstprojekte von Gregor Schneider
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Die Besucher hätten in gebückter Haltung einen langen Gang überwinden müssen. Das Werk aber hätte mit Verwirrungs- und Paniksituationen „gespielt“. Link betont, seine Entscheidung sei unabhängig von der baurechtlichen Bewertung gefällt worden. Sicherheitsmaßnahmen sind nach Auskunft des Triennale-Pressesprechers Hendrik von Boxberg auch unbegründet. Man habe „allen Vorgaben des Bauordnungsamtes vollumfänglich entsprochen.“

Link kennt als Kuratoriumsvorsitzender des Museums das Projekt. Er muss sich also nicht wundern, wenn der Künstler, das Team der Ruhrtriennale und selbst das Museum sein Verhalten „entschieden kritisieren“. Damit bleibt der Vorwurf, die Politik setze sich über die künstlerische Entscheidung des Museums einfach hinweg. Gregor Schneider erklärt den Titel seiner Arbeit im Gespräch: „Totlast ist ein wissenschaftlicher Begriff. Ich beziehe mich auf einen nationalsozialistischen Baukörper in Berlin. Es gibt keinerlei Verbindung zur Love-Parade. Ich finde die Entscheidung des Oberbürgermeisters daher nicht nachvollziehbar.“

Nun prüft die Ruhrtriennale, ob Schneider „kurzfristig“ eine neue Arbeit in anderen Städten der Region Ruhr realisieren kann. Pikanterweise eröffnet Intendant Heiner Goebbels am 15. August die Ruhrtriennale gleichfalls in Duisburg. Am Vortag wäre die Preview von „Totlast“ gewesen.