3D-Oscar zum Reinbeißen - Kostprobe vor der Show
Hollywood (dpa) - Oscar-Celebrity-Chef Wolfgang Puck (62) steht der Schweiß auf der Stirn. Schuld ist nicht nur die knallig-heiße Sonne über dem roten Teppich, alle Schweinwerfer und Blitzlichter sind auf den gebürtigen Österreicher gerichtet:
Am Donnerstag gab Puck eine Kostprobe seines Menüs, das er nach der Oscar-Gala am Sonntagabend 1500 Stars serviert. Der Hollywood-Kärntner hat den meisten seiner Gäste etwas voraus, sogar Meryl Streep hat er überrundet. Dies ist nämlich Pucks 18. „Nominierung“ als Oscar-Koch, während Streep mit ihrer Schauspielkunst in diesem Jahr „erst“ ihre 17. Nominierung holte.
Für das Gourmet-Gelage beim „Governors Ball“ nach der 84. Oscar-Gala hat sich Puck etwas „ganz Neues“ ausgedacht. „Zum ersten Mal essen wir Nachtisch in 3D“, trumpft der Koch vor Journalisten auf. Das könnte „Hugo“-Regisseur Martin Scorsese und seinem „Pina“-Kollegen Wim Wenders besonders gut munden, denn beide gehen mit 3D-Filmen ins Oscar-Rennen. Das Star-Dessert aus Schokolade ist wie ein Treppenaufgang geformt, der von einem essbaren 3D-Bildnis der Trophäe auf einer Schoko-Tafel gekrönt wird. „Man zieht die 3D-Brille an und der Oscar springt einem fast in den Mund“, grinst Puck.
Die Kreation habe „Null Kalorien“, denn in der Oscar-Nacht zählt keiner mit. „Zwei Wochen vor den Oscars sind alle auf Diät, aber nach der Show haben sie einen Mordshunger und hauen rein“, plaudert der Chef über seine prominenten Gäste aus. Für den großen Appetit sorgt Puck mit einem Team von 350 Helfern vor. Über 7000 Garnelen, 1300 Austern, feinstes Kobe-Steak, zehn Pfund französische Trüffel und viele andere Köstlichkeiten sind bestellt. Tausende Wildlachsstreifen werden genau in Form der Oscar-Trophäe zurecht geschnitten und als Appetizer gereicht. 1000 Flaschen Champagner liegen auf Eis.
„Natürlich ist auch was für den deutsch-österreichischen Geschmack dabei“, versichert der Promi-Koch der Nachrichtenagentur dpa. Er zeigt auf Short Ribs, „die wie Gulasch schmecken“, und auf Chicken Pot Pie, „eine Art Hendl im Teig“. Alles werde in kleinen Portionen „mundgerecht“ aufgetischt, damit nichts auf die teuren Kleider kleckert. Statt steifem Dinner mit fester Sitzordnung soll es diesmal im Stil einer Lounge-Party locker zugehen. Die Stars werden es sich auf Barhockern, Sofas und an kleinen Tischen bequem machen. „Wir legen auch große Kissen hin“, meint Party-Planerin Lauren Ashamalla. Dazu gibt es Schmusemusik von Tony Bennett, der 85-jährige Sänger tritt selbst ans Mikrofon.
Bis dahin müssen noch Dutzende Oscars an ihren Platz gebracht werden. „Heavy“ warnt ein Schild auf den überlebensgroßen schweren Goldjungen, die am Donnerstag in Plastik eingepackt über den roten Teppich getragen wurden. Am Sonntag stehen sie als Dekoration Spalier. Spannend bleibt bis zuletzt, ob sich „Hugo“-Darsteller Sacha Baron Cohen mit schwarzem Rauschebart und Uniform unter die Stars mischt. Der britische Komiker wollte sich als „Diktator“ verkleiden und damit gleicht für seinen neuen Film werben. Ein rotes Tuch für die Oscar-Akademie. Man würde ihn gerne dabei haben, aber nicht für einen „Movie Stunt“, sagten die Veranstalter dem Branchenblatt „Hollywood Reporter“.
Eine Nonnentracht auf dem roten Teppich hat die Academy dagegen abgesegnet. Ex-Schauspielerin Dolores Hart, die 1957 Elvis Presley in dem Film „Gold aus heißer Kehle“ küsste, will ein Ordensgewand tragen. Die Oscar-nominierte Doku „God is the bigger Elvis“ dreht sich um die 73-jährige Nonne.
Ungewöhnlich schweigsam geben sich in diesem Jahr die Show-Produzenten. Ein Reihe hochkarätiger „Presenter“, die beim Trophäenverteilen helfen, wurden vorab verkündet, doch alles andere ist top secret. Nur Gala-Moderator Billy Crystal meldete sich in den letzten Wochen ab und zu via Twitter zu Wort. Am Donnerstag war der 63-jährige Komiker, der zum neunten Mal auf der Bühne stehen wird, geradezu gesprächig. „Ich ändere meinen Einstieg, die Handpuppen sind zu kratzig“, witzelte Crystal über seinen Auftritt. Und weiter kündigte er in einer Textnachricht an: „Heute Abend werde ich vielleicht den Gewinner in der Sparte Bester Nebendarsteller tweeten. Ganz im Ernst, wer kann mich davon abhalten?“
Das wäre in Hollywood fast schon Staatsverrat, doch Crystal blufft nur. Bis zum Show-Beginn am Sonntag kennen nur zwei Mitarbeiter der Prüfgesellschaft PricewaterhouseCoopers das streng gehütete Geheimnis. Die Namen der Gewinner stecken in verschlossenen Umschlägen, mit denen sie über den roten Teppich direkt zur Preis-Gala laufen.