Action: Operation Kingdom - Spezialeinsatz im Hinterhalt

Michael Mann produziert mit „Operation: Kingdom“ ein ebenso pathetisches wie bleihaltiges Kulturkampf-Drama.

Düsseldorf. Es ist ein unvorstellbares Horrorszenario: Am helllichten Tag stürmt ein saudisches Terrorkommando eine US-Wohnsiedlung in Riad, metzelt Passanten mit MGs nieder und treibt die verunsicherten Gäste eines Baseballspiels unter dem Vorwand, sie in Sicherheit bringen zu wollen, zu einem als Soldaten verkleideten Selbstmordattentäter. Doch diese erste Bombe dient nur als verschleiernde Ouvertüre des eigentlichen Anschlags. Als eine Stunde später einheimisches Militär und freiwillige Helfer dabei sind, die Verwundeten zu versorgen, erschüttert eine weitere Explosion den Tatort. Die Wucht der Detonation reißt noch einmal 100 Menschen in den Tod. Die Täter hatten den Sprengsatz in einem Krankenwagen versteckt. Washington scheint zunächst hilflos, Ermittlungsbefugnisse hat das FBI in Saudi-Arabien nicht. Special Agent Fleury (Jamie Foxx), der bei dem Anschlag einen alten Freund verloren hat, sind die Hände gebunden. Dank diplomatischer Winkelzüge schafft er es, mit einem kleinen Team nach Riad zu reisen. Vor Ort ist das Quartett Colonel Al Ghazi (Ashraf Barhom, "Paradise Now") unterstellt. Er überwacht den Einsatz, lässt den Beamten kaum Spielraum bei ihren Recherchen. Wie sich im weiteren Verlauf herausstellt, hat die Behinderung System, angeordnet von höchster Stelle. Es gibt Filmemacher, die den Schuss nicht gehört haben, und deswegen meinen, umso lauter ballern zu müssen. Die Rede ist nicht von Peter Berg, dem Regisseur von "Operation: Kingdom", sondern von Michael Mann, der bei dem bleihaltigen Kulturkampf-Drama als Produzent fungiert. Dass Berg für ihn nur Erfüllungsgehilfe ist, merkt man fast jeder Szene an. Das sanfte, kühle Blau, mit dem Mann, ein Verfechter des analytisch gefilmten Action-Kinos, seine Gewaltopern wie "Heat" oder "Collateral" regelmäßig optisch entfremdet, legt sich auch hier über die Bilder. Manns Beweggründe sind offensichtlich. Als Filmemacher mit durchaus politischem Anspruch will auch er einen Beitrag zu den Themen Terror und religiöser Eifer beisteuern. Allerdings ist keiner der Aspekte, die sein neuer Film anschneidet, nicht schon besser in jüngeren Politthrillern, beispielsweise Stephen Gaghans "Syriana", verarbeitet worden. Berg und Mann scheinen das während des Drehs gemerkt zu haben. Denn nach handwerklich sauberem Beginn und einigen intelligenten Dialogen zwischen den vermeintlichen Widersachern Fleury und Al Ghazi mündet das Schlachtendrama in einer hanebüchenen Häuserkampfszene mit schießwütiger Action-Beliebigkeit. In einen Hinterhalt gelockt erwehrt sich die bescheidene Spezialeinheit einer mindestens 50-köpfigen Übermacht an Heckenschützen. Der politische Feinschliff kommt inmitten dieser unlogischen Effekttiraden vollends abhanden. Am Ende zelebriert der Film die ehrenhafte, aber nicht unbedingt überraschende Botschaft, dass Gewalt Gegengewalt hervorruft. Keine Frage nach den Beweggründen der Attentäter, kein Blick auf die Leiden der Opfer. Stattdessen Pathos und Unentschlossenheit - ein Verhaltensmuster, das man aus Amerika nur allzu gut kennt.
(WZ-Wertung: 2 von 5 Sternen)


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