Melodram: "Auf der anderen Seite" - Der Tod kreuzt alle Wege

Fatih Akins „Auf der anderen Seite“ verbindet meisterhaft das Schicksal von sechs verschiedenen Menschen.

<strong>Düsseldorf. Kann der Tod die Lebenden verbinden? Bei Fatih Akin kann er das sehr wohl, sogar über Kontinente hinweg. Sein neuer Film "Auf der anderen Seite" verknüpft sechs Menschen, Väter und Söhne, Mütter und Töchter, über schicksalhafte Begegnungen. Und zwei Kontinente, denn der Deutschtürke Akin siedelt seinen neuen Film, der ihm gerade die deutsche Nominierung für den Oscar einbrachte, in Bremen und Istanbul an. Nach seinem mitreißenden "Gegen die Wand" ist dem 34-jährigen Hamburger Regisseur wiederum ein filmisches Meisterstück geglückt. Geschickt erzählt er ineinander verschränkte Geschichten wie in einer Kreisstruktur. Deshalb steht das Ende auch am Anfang: Ein Germanistikprofessor sucht seinen Vater am Schwarzen Meer.

Vater und Söhne, Mütter und Töchter aus drei Familien in zwei Ländern

Die einzelnen Handlungsstränge werden in Kapiteln erzählt: die von dem Germanistikprofessor, der in die Türkei geht und dort einen deutschen Buchladen übernimmt; von dessen Vater, einem türkischen Rentner, der in Deutschland aus Versehen eine Frau tötet und abgeschoben wird; von der jungen Politaktivistin aus Istanbul, die in Deutschland ihre Mutter sucht und sich in eine deutsche Studentin verliebt, und von deren Mutter, die das Verhältnis nicht billigt, nach dem Tod der Tochter nach Istanbul reist und dort auch wieder ein Stückchen sich selbst entdeckt. Hannah Schygulla spielt diese Mutter. Sie ist der heimliche Star eines wundervollen Ensembles, in dem es eigentlich keinen Star gibt, weil alle gleichermaßen Haupt- und Nebenrollen spielen.

Vielleicht berührt einen deshalb "Auf der anderen Seite" nicht so stark wie "Gegen die Wand", weil es keine wirkliche Identifikationsfigur gibt. Trotzdem schaut man diesen Menschen gerne zu auf ihren Reisen. Fatih Akin beobachtet sie genau und mitfühlend, wie sie mit dem persönlichen Verlust umgehen.