<strong>Düsseldorf. "Herr Wenders, wie ist es, in Düsseldorf zu drehen?" "Jut", antwortet dieser ungewöhnlich flott und locker. Doch danach verstummt er erst einmal wieder. Typisch Wenders. Schließlich sind auch seine Filme von langsamem Erzähltempo und nicht gerade überbordender Dialogfülle geprägt. Doch wenn man dem Regisseur seine Pausen lässt, plaudert er irgendwann weiter. Denn schließlich ist er in seiner Heimatstadt, um über sein neues Filmprojekt "The Palermo Shooting" zu sprechen. Erstmals realisiert er am Rhein einen Film. Seit 15 Jahren hat er keinen Spielfilm mehr in Deutschland gemacht. "Wo man groß geworden ist, war für mich immer das am wenigsten Naheliegende", erzählt Wenders, der zuletzt mit "Don’t come knocking" wieder ein stark in Amerika verwurzeltes Roadmovie vorgelegt hat. Doch nun sei die Zeit reif gewesen.

Die Hauptrolle in dem von der Filmstiftung mit 400 000 Euro geförderten Film hat er einem weiteren Düsseldorfer, Campino, dem Frontmann der Toten Hosen, auf den Leib geschrieben. Der spielt den erfolgreichen Fotografen Finn, der an der Kunstakademie lehrt und ein hektisches Leben führt. Dass er mit dem Düsseldorfer Fotografen Andreas Gursky befreundet sei, komme ihm bei dieser Rolle zugute, sagt Campino. Eine Existenzkrise führt Finn dazu, alles hinter sich zu lassen. Er reist nach Palermo, um neu zu beginnen - und findet eine große Liebe, gespielt von Giovanna Mezzogiorno.

Was sich als Plot wenig originell anhört, könnte durch die ungewöhnliche Besetzung mit u.a. Lou Reed ("der Erzengel der Rockmusik", so Wenders), Patti Smith, Dennis Hopper und Milla Jovovich sowie viel Musik zu einer interessanten Mischung führen. Hopper soll, wie Wenders verrät, einen "finsteren älteren Herrn" spielen, der am Ende dafür sorgt, dass der Titel "The Palermo Shooting" eine Doppeldeutigkeit jenseits von Fotoaufnahmen bekommt.

Seit dem Dreh zu dem Musikvideo der Hosen "Warum werde ich nicht satt" 2000 am Rhein sind Wenders und Campino befreundet. Schon damals sei dem Regisseur "die tolle Präsenz und der Charme" des Düsseldorfer Sängers aufgefallen: "Der Mann ist ein geborener Schauspieler." Campino habe eine große Lebensenergie und Abenteuerlust, die auch seine Hauptfigur prägen. Campino wiederum schätzt Wenders’ Filme: ",Buena Vista Social Club’ war der einzige Dokumentarfilm, bei dem ich jemals geweint habe".

Als "dicken Hammer" bezeichnet er die Überraschung, als Wenders ihn wegen der Rolle fragte, gibt der Hosen-Frontmann zu, der zuletzt mit seinem Theaterauftritt als Mackie Messer in der "Dreigroschenoper" in Berlin nicht immer für positive Schlagzeilen sorgte. Für einen "Tatort" hätte er nicht zugesagt, schränkt er seine schauspielerischen Ambitionen ein. Bald wolle er auch wieder Musik machen, schließlich "scharren die Hosen schon mit den Füßen".

Lebenslauf Wim Wenders wurde am 14. August 1945 in Düsseldorf geboren. Studium der Film- und Fernsehwissenschaften in München. 1977 ging er nach Amerika und wird zu einem der international bekanntesten deutschen Regisseure.

Auszeichnungen Goldener Löwe von Venedig 1982 für "Der Stand der Dinge"; Goldene Palme von Cannes 1984 für "Paris, Texas"; Beste Regie in Cannes 1987 für "Der Himmel über Berlin"; Käutner-Preis der Stadt Düsseldorf 2004.