Filmfestival in Venedig: Große Stars und große Filme

Hollywood sorgt für Glamour am Lido und bringt das Thema Krieg im Irak nach Venedig.

<strong>Venedig. Große Stars sind zum Auftakt des Filmfestivals nach Venedig gekommen, große Filme wohl auch. Als erste Hollywood- Größe schwebte Vanessa Redgrave ein. Den Rummel mag die heute 70-Jährige, die in Joe Wrights Eröffnungsfilm "Atonement" neben der schönen Keira Knightley spielt, schon lange nicht mehr. Eigentlich könnte Festivaldirektor Marco Müller rundum zufrieden sein: Niemals zuvor waren so viele potenzielle Blockbuster nach Venedig gekommen, niemals zuvor gab es so viel Hollywood-Prominenz am Lido. Doch stattdessen herrscht wieder mal Unsicherheit in der Lagunenstadt. Geht Müller oder bleibt er? "Vielleicht ja, vielleicht nein", lässt er vernehmen.

Marco Müller hat das älteste Festival der Welt gründlich entstaubt

Dabei war er es, der das altehrwürdige Festival gründlich entstaubt hat. Zwar feiert das Filmfest in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag ("das älteste Festival der Welt") - doch im Grunde lief Venedig lange Jahre Gefahr, gegenüber der Konkurrenz von Cannes und Berlin immer mehr an Bedeutung zu verlieren. Innerhalb von vier Jahren schaffte es der Filmproduzent Müller, die Aura des "Autorenkinos" und der Avantgarde abzustreifen. Neun der 22 Wettbewerbsfilme sind dieses Jahr US-Produktionen. Schon der diesjährige Eröffnungsfilm ist atemberaubend. "Atonement" von Regisseur Joe Wright (mit Redgrave, Knightley und James McAvoy), eine raffinierte und verschlungene Story im großbürgerlichen Großbritannien der 30er Jahre: Ein junger Angestellter und Liebhaber der Tochter des Hauses wird von deren fantasiebegabten jüngeren Schwester, die gerne Geschichten und Theaterstücke schreibt, einer Vergewaltigung beschuldigt. Statt ins Gefängnis darf er an die Front gegen die Deutschen ziehen. Doch richtig heiß versprechen die anderen der 22 Wettbewerbsfilme zu werden. "Redacted" heißt der Beitrag von Hollywood-Regisseur Brain De Palma ("Mission: Impossible"). Es geht um die Vergewaltigung und Ermordung eines 14-jährigen Mädchens durch US-Soldaten im Irak. Kritiker sprechen schon von einer "Bombe". Es sind die grausigsten Seiten des Krieges, die hier ans Licht gebracht werden. Dann ist da Paul Haggis mit "In the Valley of Elah", ein "Kriegsheimkehrer-Drama", in dem sich die Eltern auf die Suche nach ihrem Sohn machen, der nach seinem Irakeinsatz verschollen ist. Bemerkenswert: Nicht die "Autorenfilmer" oder die europäische Avantgarde bringen den Irakkrieg auf die Leinwand - das tut ausgerechnet Hollywood. Film-Auswahl

Filme Neun der 22 Filme, die bis zum 8. September um den Goldenen Löwen kämpfen, kommen aus den USA. Regisseure wie Brian De Palma, Peter Greenaway, Paul Haggis und Todd Haynes treten an, hinzu kommen Stars wie Brad Pitt, George Clooney und Richard Gere, Charlize Theron, Susan Sarandon und Cate Blanchett.

Deutschland Im Kampf um den Goldenen Löwen ist Deutschland wieder einmal nicht mit einem eigenen Beitrag vertreten. Bei Ken Loachs Beitrag "It’s a Free World" und Peter Greenaways "Nightwatching" ist Deutschland als Co-Produzent beteiligt.