Drama: "Tuyas Hochzeit" erzählt am Rande der rasanten neuen Zeit

Eine Ballade aus der Inneren Mongolei.

Düsseldorf. Als der chinesische Regisseur Wang Quan’an zum Abschluss der diesjährigen Berlinale von seinem US-Kollegen Paul Schrader für "Tuyas Hochzeit" den Goldenen Bären in Empfang nahm, hielt er eine der bewegendsten Dankesreden in der Geschichte der Filmfestspiele. Er erzählte, dass ihm sein Lehrer zu Beginn der Dreharbeiten geraten habe, er solle die Träume der Menschen zeigen. Wang fügte hinzu: "Dieser Film hat meine Träume wahr werden lassen!"

Die von kraftvollen Bildern geprägte Erzählung schildert mit leisem, hintergründigen Humor die Geschichte einer Hirtin in der Inneren Mongolei, die sich vom Schicksal nicht unterkriegen lässt. Hauptdarstellerin Yu Nan fesselt mit einer schlichten aber nie simplen Charakterstudie. Vor allem dank ihrer Präsenz entwickelt der Film einen starken Sog.

Er überzeugt als Ballade über die Kraft einer Frau in einer zwischen Tradition und Moderne orientierungslosen Gesellschaft. Dem bäuerlichen Leben in den ländlichen Regionen Chinas, in der so genannten Inneren Mongolei, haftet im Film nichts Romantisches an. Am Rande der rasanten neuen Zeit geht es hier ums nackte Überleben. Da ist für Romantik kein Platz.

Gedreht wurde in einer der letzten Hirtenfamilien, die noch in der Inneren Mongolei leben. Neben Hauptdarstellerin Yu Nan agieren vor allem Laien. Sehr verhalten, doch unübersehbar, kommentiert der Film ein Tabu-Thema in China: den Männerüberschuss. Die Ein-Kind-Politik hat dazu geführt, dass insbesondere Mädchen abgetrieben wurden.