Melodram: "Angel" - Eine rosarote Welt der Träume

Francois Ozons „Angel“ schwelgt ausgiebig im Kitsch. Der Film ist das Porträt des jungen Provinz- Mädchens Angel Deverell, das um 1910 dank seiner überbordenden Fantasie gleichsam über Nacht zur gefeierten Schriftstellerin von Liebesromanen wird.

<strong>Düsseldorf. Für eigenwillige Frauen und ihre Befindlichkeiten hat Francois Ozon eine Vorliebe: Nach Filmen wie "Acht Frauen" und "Swimmingpool" greift der französische Regisseur dieses unerschöpfliche Thema auch in seinem neuen Werk wieder auf. "Angel - Ein Leben wie im Traum" heißt sein Porträt des jungen Provinz- Mädchens Angel Deverell, das um 1910 dank seiner überbordenden Fantasie gleichsam über Nacht zur gefeierten Schriftstellerin von Liebesromanen wird. Opulent ausgestattet mit prächtigen Häusern und Kostümen taucht der Film voll ein in Angels anstrengende rosarote Welt aus Liebe, Lust und Leidenschaft. Bei so viel Kitsch erinnert Ozons erstes englischsprachiges Werk an einen Berg zuckersüßer Pralinen, der einem schon nach ein paar Bissen Zahnschmerzen bereitet. Angel stammt eigentlich aus kleinen Verhältnissen. Als sie schließlich ihren Durchbruch als Schriftstellerin hat, kann sie sich das Leben ermöglichen, das sie bislang nur in ihren Träumen und Romanen führen konnte. Sie kauft sich einen Landsitz, lässt sich in wunderschönen Kleidern feiern und heiratet den gut aussehenden aber erfolglosen Maler Esmé. Doch dann bricht der Erste Weltkrieg aus und bringt auch für Angels Luxus-Leben einschneidende Veränderungen.

Die junge britische Schauspielerin Romola Garai spielt die völlig überspannte Angel, die in allem nur sich selbst sieht: "Angel hält sich einen Hofstaat, der ihr fortwährend bestätigt, wie wundervoll sie ist, aber jeder weiß, dass das nicht stimmt." Teil dieses Hofstaates ist auch Esmé (Michael Fassbender), der die schöne Angel anfangs gnadenlos auf ihre Schwächen hinweist, dann aber doch weich wird und den luxuriösen Landsitz seinem ärmlichen Dachatelier vorzieht.

Am Kitsch hat Ozon dagegen nicht gespart: gefühlvolle Musik, süßliche Dialoge und Angels erster Kuss mit Esmé im strömenden Regen - natürlich unterm Regenbogen. Das alles lässt den Film mitunter wie eine Persiflage auf Liebesromanzen erscheinen, die aber nicht konsequent durchgehalten wurde. Etwas mehr Übertreibung und Zuspitzung hätte dem Werk deshalb sicher gut getan.