Aus dem Elysée-Palast auf die Leinwand
Paris (dpa) - Eigentlich regiert er im Elyséepalast, aber bald soll er auch die Kinoleinwände beherrschen: „Die Eroberung“ („La Conquête“) ist der kämpferisch klingende Titel des Films über den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, der im Mai in Frankreich in die Kinos kommt.
Regisseur Xavier Durringer erzählt die Geschichte vom Aufstieg des ehrgeizigen Politikers vom Jahr 2002 an bis zu seiner Wahl 2007. Ob der im Umfragetief steckende Sarkozy (55) sich über die Aufmerksamkeit freuen kann, ist völlig unklar.
Niemand hat bisher das Ergebnis der achtwöchigen Dreharbeiten im vergangenen Sommer gesehen, nicht einmal die Schauspieler. Sicher ist jedoch, dass sich die Macher Mühe gegeben haben: Einen ganzen Parteitag der Regierungspartei UMP haben sie nachgestellt. Weil sie im Elysée nicht drehen konnten, sind sie auf Schlösser im Pariser Umland ausgewichen.
Sarkozys Mannschaft bekam nur rein zufällig von dem Projekt Wind. Ein befreundeter Bürgermeister alarmierte Sarkozys Sprecher Franck Louvrier, als er den Antrag auf eine Drehgenehmigung auf den Tisch bekam. Daraufhin wollten Sarkozys Mitarbeiter ganz genau wissen, worum es in dem Film geht und wer welche Rolle spielt. Am liebsten hätten sie sich des Drehbuchs bemächtigt - doch Regisseur und Produzenten ließen sich nicht in die Karten schauen.
Sarkozy sei belustigt gewesen, als er erfahren habe, wer seine Rolle spiele: der weitgehend kahlköpfige Schauspieler Denis Podalydès. „Der hat aber weniger Haare als ich“, soll er genüsslich festgestellt haben. Am Set haben sie Podalydès allerdings eine Perücke verpasst. Der Produzent hält den Schauspieler für eine Idealbesetzung.
„Er hat die Rolle perfekt eingenommen, die Art zu sprechen, sich zu bewegen“, lobt Éric Altmayer. Dafür musste sich Podalydès allerdings auch stundenlang Sarkozy-Videos anschauen. „Es hat mir riesigen Spaß gemacht, diese Figur zu verkörpern“, sagt Podalydès. Der Präsident habe auch eine sehr lustige Seite.
International ist Sarkozy mit „Die Eroberung“ in bester Gesellschaft. Als Vorbild soll der Film „The Queen“ (2006) des britischen Regisseurs Stephen Frears gedient haben. Mit „Lula, der Sohn Brasiliens“ wurde dem gerade aus dem Amt geschiedenen brasilianischen Präsidenten im Herbst ein filmisches Denkmal gesetzt. Russlands Ex-Präsident Wladimir Putin schaffte es 2008 mit einem besonders kitschigen Streifen über sein Leben auf die russischen Leinwände, distanzierte sich aber offiziell davon. Ein Kinofilm über einen amtierenden Präsidenten ist ein Novum in Frankreich.
Die Suche nach Geldgebern für den Film war nicht leicht. „Wir waren mit (dem öffentlich-rechtlichen Sender) France Télevision im Gespräch, aber am Ende war es ihnen zu heikel“, sagt Produzent Altmayer. Finanziert wurde „Die Eroberung“ schließlich von der Kinokette Gaumont und dem Fernsehsender Canal+, der nicht gerade zu Sarkozys Lieblingssendern gehören soll.
Politische Enthüllungen sind von dem Film nicht zu erwarten. Ebenso wenig soll er eine Persiflage auf den amtierenden Präsidenten sein. Aber wer sich für sein Privatleben interessiert, dürfte auf seine Kosten kommen. Sarkozys Trennung von seiner Ex-Frau Cécilia ist ein Thema, und das, obwohl Altmayer behauptet: „Der Film handelt weniger von Sarkozy selbst, als von einer Gesellschaft, in der Parteirivalitäten mehr zählen als die ideologische Debatte.“