Berlinale: Leben, Liebe und der Tod

Gleichklang herrscht bislang bei den Themen der diesjährigen Wettbewerbsfilme: Mütter, Väter, kranke Kinder und der verzweifelte Versuch zu lieben.

Berlin. Über ihre Schönheit will sie nicht reden. Penélope Cruz reagiert allergisch auf die Frage, ob ihr Aussehen Fluch oder Segen für sie als Schauspielerin ist. Und ja, erklärt sie den Journalisten auf der Berlinale, sie freue sich aufs Älterwerden, auf neue Rollen. Man möchte ihr glauben, zu stark wirkt noch der Bann, in den diese Frau den Zuschauer als Consuela Costillo im preisverdächtigen Film "Elegy" zieht. Mit ihrer Schönheit. Aber auch mit der Darstellung der treuen Begleiterin körperlicher Reize - der Vergänglichkeit.

30 Jahre trennen die kubanisch-stämmige Consuela und den ebenso eloquenten wie zynischen Professor David Kepesh (Ben Kingsley). Sein größter Fehler war die Ehe, prahlt er. Freiheit und sexuelle Erfüllung erklärt er zu wahren Zielen. Doch schon in den ersten Szenen mischt sich ein melancholischer Ton in die geistreiche und ironische Selbstbetrachtung. "Das Alter ist nichts für Feiglinge", zitiert Kepesh Bette Davis.

Man wähnt diesen kraftvollen und intelligenten Mann auf der Seite der Mutigen. Seine Beziehung mit Consuela allerdings bringt ihn aus der Bahn. Die beiden lieben sich und haben dabei das Ende ihrer Leidenschaft ständig vor Augen: Ein alter Mann, eine junge Frau - die Zukunft hat ihnen scheinbar nichts zu bieten. Sie gehen auseinander, bis das Schicksal sie ein weiteres Mal zusammenführt.

Philip Roth zeichnet in seinem Roman "Das sterbende Tier" dieses Dilemma. Regisseurin Isabel Coixet, die 2005 ihren Film "Mein Leben ohne mich" in Berlin vorstellte, gelingt mit "Elegy" dank der perfekt besetzten Hauptdarsteller eine anrührende Begegnung zweier ganz unterschiedlicher Menschen. Mit sicheren Dialogen manövrieren sich die beiden um jedes Klischee herum und gewähren einen Blick, der mehr sieht als vergängliche Schönheit.

Trauer ist das große Thema in dem außergewöhnlichen, mexikanischen Drama "Lake Tahoe". Mit minimalem Aufwand, in wenigen Bildern, die durch Schwarzblenden unterbrochen werden, erzählt Fernando Eimbcke von dem jungen Juan. Er hat sein Auto vor einen Pfosten gesetzt und sucht Hilfe. Ein Ersatzteil muss her. Das dauert. Nach und nach erfährt der Zuschauer Details. Sein Vater ist gestorben. An diesem Tag steht die Zeit still, auch wenn Juan mit verzweifelter Geduld versucht, das Leben wieder in Gang zu bringen.

In die fremde Welt der chinesischen Mittelschicht, in die gesichtslosen Hochhäuser der Boomtowns, führt "In love we trust" von Wang Xiaoshua. Das kleine Mädchen Hehe erkrankt an Leukämie, ihre schon lange getrennten und mit neuen Partnern verheirateten Eltern müssen sich entscheiden: Wollen sie noch ein Kind zeugen, um mit dessen Knochenmark ihrer Tochter eine Chance zu geben? Sprachlos ringen diese vier Menschen miteinander. Sie sind so starr, dass man als Zuschauer nicht wirklich mit ihnen fühlt.

Goldener Bär Ins Rennen um den Goldenen Bären der 58. Berlinale gehen 21 Filme, fünf laufen außer Konkurrenz. Als deutsche Beiträge treten "Kirschblüten - Hanami" von Doris Dörrie mit Elmar Wepper und Hannelore Elsner und die deutsch-österreichische Produktion "Feuerherz" von Luigi Falorni an. Die mittlerweile auf sechs Mitglieder geschrumpfte Jury um Constantin Costa-Gavras gibt die Gewinner am kommenden Samstag bekannt.