Blick zurück in die schmerzhafte Jugend

Drama: Julia Roberts und Ryan Reynolds sind mit ihren Gedanken „Zurück im Sommer“.

Dass er sich hier, in der idyllischen Vorstadt, in der er aufgewachsen ist, nicht wohlfühlt, merkt man Michael Taylor (Ryan Reynolds) direkt an. 30 Jahre ist er mittlerweile, ein Romancier, durchaus auch erfolgreich, für Vater Charles (Willem Dafoe) allerdings ein Versager.

Selbstverliebt richtet der durchgeistigte Patriarch während der Familienfeier die Aufmerksamkeit immer wieder auf sich, spricht von eigenen Großtaten als Schriftsteller, hält endlose Reden und geht allen damit auf den Zeiger.

Michael ist der einzige, der sich traut, die Großmannssucht seines Vaters zu ignorieren. Zu tief sitzen immer noch die Repressalien, die Charles seinem Sohn als Kind zugefügt hat - zu seinem Besten, wie er stets betonte, und seine Frau Lisa (Julia Roberts) damit in den Wahnsinn trieb.

Jetzt ist alles anders. Das familiäre Gleichgewicht ist durch einen tragischen Todesfall gestört. Auch Lisas wesentlich jüngere Schwester Jane (Emily Watson) ist zur Beerdigung angereist.

In Michael werden Erinnerungen wach an jenen Sommer, in dem Jane bei den Taylors gewohnt hat, er mit ihr Freundschaft schloss, Schwärmereien in der Luft lagen und schließlich aber alles versandete, so, als wäre nichts gewesen.

Es war aber etwas geschehen, etwas Schwerwiegendes, das, so es enthüllt würde, die Familie noch weiter entzweien würde, als sie es ohnehin schon ist.

Dennis Lees Drama "Zurück im Sommer" beruht auf persönlichen Erfahrungen, die der Regisseur zu einem stimmig fotografierten Familienporträt verarbeitet.

Über allen Momenten, sowohl den Szenen im Jetzt als auch den ruhig erzählten Rückblenden, schwebt die Wehmut, mal mit der Erleichterung, die Demütigungen der Jugend hinter sich gelassen zu haben, dann wieder mit der bleiern wiegenden Erkenntnis, dass man seiner Vergangenheit nicht entkommen kann. Diese zwiespältige Atmosphäre fängt Lee in der Tradition von Genre-Klassikern wie Rob Reiners "Stand By Me" ein.

Die Geschichte allerdings, das Konstrukt aus Heuchelei und Notlügen, das Michael seit 20Jahren verfolgt, verpufft genauso unspektakulär wie so manche Erinnerung. Der große Knall, den der Film die ganze Zeit verspricht, bleibt letzten Endes aus.