Festival Colin Farrell allein mit den Frauen in Cannes
Cannes (dpa) - Als einziger Mann allein mit mehreren Frauen - Traum oder Albtraum? Colin Farrell jedenfalls glaubt in Sofia Coppolas neuem Film zunächst an ein Wunder, als ihn Nicole Kidman und Kirsten Dunst retten und bei sich aufnehmen.
Der schwer verwundete Soldat landet zur Zeit des Bürgerkriegs im 19. Jahrhundert in den USA in einer Mädchenschule, wo die Anwesenheit des charmanten Mannes für einige Unruhe sorgt. Lange geht das aber nicht gut, denn so viele Frauen auf einmal können auch ganz schön anstrengend sein - und gefährlich.
Mit „Die Verführten“ legt die Oscarpreisträgerin Coppola („Lost in Translation“) eine Adaption des Romans von Thomas Cullinan und gleichzeitig ein Remake eines Don Siegel Werks mit Clint Eastwood vor. Während „Betrogen“ 1971 aber aus Sicht des Mannes erzählte, fokussiert die 46-jährige Regisseurin nun auf die Frauen und jungen Mädchen.
Zuerst buhlen die Schulleiterin (Kidman), Lehrerin (Dunst) und Schülerinnen (darunter Elle Fanning aus Coppolas „Somewhere“) in dem prächtigen Gutshaus im Jahr 1864 fast beiläufig um die Aufmerksamkeit des Neuankömmlings. Dann werden sie forscher und beäugen sich gegenseitig argwöhnisch.
Auch bei der Pressekonferenz am Mittwoch vor der Wettbewerbspremiere am Abend in Cannes war Colin Farrell fast allein unter Frauen. „Puh, das war vielleicht eine Reise!“, scherzte er anfangs, lobte seine Mitstreiterinnen dann aber ausgiebig. Er sei beim Dreh sehr verwöhnt gewesen, und Coppola habe für eine entspannte und vertrauensvolle Atmosphäre gesorgt.
So viele freundliche Worte schienen notwendig, musste Farrell im Film doch einiges ertragen. So inszeniert Coppola ihr Werk als stimmungsvollen Mix aus Drama und Thriller und lässt die Anspannung in dem von der Außenwelt fast abgeschnittenen Haus langsam steigen.
„Ich glaube, dass da einige Themen drinstecken, die auch heute noch aktuell sind“, fand Coppola. „Im Kern geht es um den Kampf zwischen Männern und Frauen“, sagte sie bevor Farrell ergänzte, „und um Unterdrückung (...) unabhängig vom Geschlecht“.