Die lizenzfreien Helden aus der Bibel
Mit Noah, Moses und Maria schickt Hollywood alte Bekannte auf die Leinwand. Über die Rückkehr der Sandalen-Filme freuen sich nicht alle.
Los Angeles. Batman, Superman, Spiderman — lange haben Comic-Helden die Kinos gefüllt mit Prequels, Fortsetzungen oder Neuauflagen ihrer Geschichten. Der Stoff, aus dem einige Kinohelden 2014 gemacht sind, ist da älter, viel älter. Hollywoods Helden kommen auch aus der Bibel. Hollywood setzt dabei auf Gesichter, die sich schon mit Monumentalem auskennen.
Den Anfang macht Russell Crowe, der mit dem oscarprämierten „Gladiator“ schon Erfahrungen mit Riemensandalen machte und sie als Noah im gleichnamigen Endzeitdrama wieder tragen wird. Der träumt, dass Gott die Erde mit einer Flut zerstören will, und baut für seine Familie und den Weltzoo eine Arche, bevor das Wasser der korrupten Welt bis zum Hals steht. Der deutsche Kinostart soll im April sein.
Auch Christian Bale („Batman“-Trilogie) geht ins biblische Rennen. Für „Gladiator“-Regisseur Ridley Scott tauscht er in „Exodus“ die Fledermauskluft gegen die Kutte von Moses, der das Volk Israel aus der ägyptischen Sklaverei führt (US-Kinostart im Dezember; dt. Start unbekannt). Konkurrenz kommt wohl von Regisseur Ang Lee, sein Moses-Film soll „Gods and Kings“ heißen, ist allerdings noch in der Produktionsphase.
Ein Bibel-Blockbuster könnte auch „Mary“ werden. Die bisher wenig bekannte, aber auch erst 16 Jahre alte, in Israel geborene Odeya Rush spielt die Hauptrolle der Mutter Jesu. Der Film, der wahrscheinlich kurz vor Weihnachten in die US-Kinos kommt (dt. Start unbekannt), konzentriert sich auf das beschwerliche Dasein der jungen Eltern, die ihr Kind im Reich des Unterdrückerkönigs Herodes durchbringen.
Bibelgeschichten in Kassenknüller zu verwandeln, gehört zu Hollywoods ältesten Spezialitäten. Das zeigen Klassiker wie „Die zehn Gebote“ oder „Ben Hur“. Zu den jüngeren Werken gehört Mel Gibsons Kreuzigungsdrama „Die Passion Christi“ von 2004. Glaubensbasierte Filme haben in den USA jüngst auch durch den Erfolg der Miniserie „Die Bibel“ Auftrieb erfahren, die im US-Fernsehen lief und im Schnitt von 11,4 Millionen Menschen gesehen wurde. Auch hier unterstützten viele Glaubensgemeinschaften die Serie, Pfarrer empfahlen ihren Kirchengängern das Einschalten.
Ob die Kirche bei den kommenden Produktionen allerdings gleichermaßen begeistert sein wird, bleibt abzuwarten. „Noah“ zum Beispiel, die 150-Millionen-Dollar-Produktion des Regisseurs Darren Aronofsky („Black Swan“), sorgt allein mit dem Trailer für ein buntes Meinungsbild. Ein Kritiker schrieb, Noah komme daher wie ein „Umweltschutz-Irrer“ auf Arche-Kreuzzug. Bombastisch der Soundtrack, apokalyptisch die Bilder, und Noah ein „düsterer und komplizierter Charakter“, wie der Regisseur erklärt, der sich in seinen Filmen auf vielschichtige Figuren mit angeknackster Psyche spezialisiert hat. Nach der Flut wird Noah die Schuld des Überlebenden plagen.
Wie das Filmmagazin „Hollywood Reporter“ unter Berufung auf verschiedene Quellen berichtet, soll es bei Testvorführungen für christliche und jüdische Gruppen zu hitzigen Reaktionen gekommen sein. Vor allem an den Stellen, an denen der Film arg von der biblischen Textvorlage abweicht. „Sie werden den Film ruinieren. Sie werden ihn entchristianisieren“, schrieb etwa ein Kommentator im rechtspopulistischen Blog „Breitbart.com“.
Doch auch ungeachtet der Unwägbarkeiten einzelner Reaktionen hat biblischer Filmstoff echte Vorteile für die Filmstudios. Immerhin sind die Charaktere dem Publikum zumindest etwas vertraut. Die potenzielle Fangemeinde ist groß — mit den rund 90 Millionen evangelikalen Christen allein in den USA. Und: Biblische Vorlagen sind im Gegensatz zu beispielsweise den Verfilmungen von Comics lizenzfrei. Urheberrechtskosten ausgeschlossen.