Dokumentation: "Joe Stummer: The Future is unwritten" - Ein Rebell am Lagerfeuer

Julien Temples porträtiert den Frontman von The Clash – und enttäuscht.

<strong>Düsseldorf. Unscharfes Bild. Ein junger Mann mit zurückgegelten Haaren rückt das Mikro zurecht und beginnt zu schreien: "White riot - I wanna riot; White riot - a riot of my own" (Weißer Aufstand, Ich will einen Aufstand für mich selbst). Joe Strummer, der Frontmann der britischen Band The Clash, wird in Julien Temples gleichnamigem Film zum Rebellen stilisiert. Angefangen von seinen Zeugnissen mit "Betragen ungenügend" bis hin zu Prügeleien, die sich seine Fans mit der Polizei liefern. Von der revolutionären Energie, die in den späten 70ern und 80ern von der Punkband ausging, bleiben jedoch im Film nur musikalische Fetzen übrig. Leitmotivartig taucht das Lagerfeuer auf, das für Strummer eine mythisch-existenzielle Inspirationsquelle war. Die Gespräche, die dort geführt werden, verkommen im Film jedoch zum nostalgischen Geschwafel.

Temples englischsprachige Dokumentation wirkt wie ein wahnsinniger Drogentrip. Denn Aufnahmen von der Band werden wahllos mit schwarz-weiß-Aufnahmen von türkischen Tänzerinnen, animierten Zeichnungen und - vollkommen abstrus - mit Cartoonszenen aus "Animal Farm" kombiniert.

Die Verwirrung wirkt noch dadurch verstärkt, dass eine Vielzahl an Menschen zu Worte kommt, deren Zitate bisweilen satzweise zusammengeschnitten werden. Dabei gehen bekannte Gesichter wie Matt Dillon und John Cusack unter. Erklärende Untertitel zu den Personen wären hilfreich gewesen. Doch so bleibt nur ein wirrer Zitaten-Wust, der sich über knapp zwei Stunden erstreckt.

Temples Film hat zwei Stärken: die mitreißende Musik und die mitunter selbstironischen Zitate von Joe Strummer. Leider fallen sie viel zu selten, was auch daran liegen mag, dass er zu Drehbeginn bereits tot war.

Gern hätte man noch mehr über seine im Interview angedeutete Depression nach der Auflösung von The Clash 1985 erfahren, als der Punk-Held plötzlich nicht mehr im Mittelpunkt stand. Doch Temple verzichtet leider darauf zu zeigen, dass auch ein Joe Strummer noch mehr als ein Rebell war.