Drama: "Die Perlmutterfarbe" - Mehr als nur dumme Streiche von Schülern
Marcus H. Rosenmüllers Film beschäftigt sich mit Lügen und Mitläufern.
Düsseldorf. Es ist das grauenhafte Gefühl, etwas ausgefressen zu haben. Schuld zu sein, aber es nicht zugeben zu wollen, auch wenn andere als vermeintliche Täter Ärger bekommen. Der Münchner Filmemacher Marcus H. Rosenmüller kann sich ebenfalls an derartige Situationen erinnern. Der Hauptfigur seines neuen Films geht es nicht besser.
Zufällig kommt der zwölfjährige Alexander in den Besitz einer Farbe, die auf Papier geheimnisvoll leuchtet. Als ein Mitschüler dieses Farbfläschchen vermisst, schweigt Alexander - und so verdächtigen seine Klassenkameraden die verhasste B-Klasse.
Verzweifelt sieht er zu, wie unter Führung eines anderen Mitschülers eine regelrechte Jagd auf Schüler der Parallelklasse beginnt. "Die Perlmutterfarbe" nennt sich der 1931 angesiedelte Film nach dem gleichnamigen Buch von Anna Maria Jokl, in dem es nur vordergründig um Schülerstreiche geht. Im Kern legt der eindringliche und unterhaltsame Film dar, wie schon unter Kindern eine gefährliche Massenbewegung entstehen kann, bei der Anführer gnadenlos ihre Machtposition ausnützen.
Ein bisschen erinnert der Film an Dennis Gansels Streifen "Die Welle", der sich damit auseinandersetzt, wie Machtgefüge und Diktaturen entstehen. Gleichwohl unterscheidet sich Rosenmüllers Film in vielen Dingen. So steht bei der "Perlmutterfarbe" vor allem die Naivität der Schüler im Vordergrund, die keine Ahnung haben, welche Schrecken die Zukunft mit Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg in Kürze für sie bereit hält.
Subtil streut Rosenmüller Hinweise auf die nahende Terrordiktatur ein, etwa wenn Alexander das geklaute Buch eines B-Klässlers verbrennt, das er eigentlich zurückgeben wollte, auf dem er aber Perlmutterfarbe verschüttet hat. Während der Schüler auf das brennende Buch im Ofenloch blickt, wecken Feuerprasseln, Schreie und Marschschritte Erinnerungen an die Bücherverbrennung der Nazis von 1933.
Bei aller Ernsthaftigkeit wollte Rosenmüller aber den Humor nicht vernachlässigen. Gerne hätte er auf Hochdeutsch gedreht, doch dann entschied er sich für Markus Krojer, der schon die Hauptrolle in seinem Publikumsrenner "Wer früher stirbt, ist länger tot" gespielt hatte. Auch die anderen Kinder überzeugen mit Frische und Natürlichkeit.
Wertung: 4 von 5 Sternen