Drama: "Hilde" - Ein eigener Weg zur Rolle der Knef
Heike Makatsch brilliert in dem zu einseitig inszenierten Film „Hilde“.
Düsseldorf. Diese Stimme - tief, verraucht, voller Trotz und Zärtlichkeit - gibt es kein zweites Mal. Diese Stimme lässt sich nicht imitieren, denn in ihr steckte das ganze pralle Leben und die bekennende Individualität von Hildegard Knef. Schön, dass Heike Makatsch, die in Kai Wessels Film "Hilde" die deutsche Chanson-Ikone spielt, sich gar nicht erst an der vokalen Nachahmung versucht, sondern ihren eigenen Weg zu den Liedern der Knef findet.
Aber ansonsten ist ihre Verwandlung enorm. Die grünen Kontaktlinsenaugen, die riesigen aufgeklebten Wimpern, die wechselnden Haartrachten und der sinnliche Mund verschmelzen förmlich mit den Bildern der Knef, deren erste bewegte Lebenshälfte hier auf die Leinwand gebracht wird.
Der Film beginnt in den letzten Kriegsjahren, in denen die Schauspielschülerin bei der Ufa vom Aufbruch zu neuen Ufern träumt, wo das Vaterland doch gerade seinem Untergang entgegen sieht. Später, im zerstörten Nachkriegs-Berlin, folgt Wolfgang Staudtes "Die Mörder sind unter uns", mit dem sie über Nacht zum Star wird.
In Hollywood wird sie zwar unter Vertrag genommen, kann jedoch nie einen Film drehen. Die Zeit ist noch nicht reif für einen internationalen Star aus dem gerade erst besiegten Nazi-Deutschland.
Aber auch ihr Heimatland scheint noch nicht reif genug für die selbstbewusste Frau zu sein. Nach ihrem Nacktauftritt in Willi Forsts "Die Sünderin" (1951) wird die Knef von der deutschen Öffentlichkeit geächtet und kehrt erst Jahre später nach Berlin zurück, wo sie ihre zweite Karriere als Chanson-Sängerin beginnt.
Heike Makatsch ist als Hilde einfach umwerfend und überzeugt sowohl als nassforsche Schauspielschülerin als auch in der Rolle der wütend marodierenden Diva. Regisseur Kai Wessel allerdings hätte gut daran getan, den Blick auch einmal von seiner Hauptdarstellerin abzuwenden und den Fokus deutlicher auf den gesellschaftlichen Kontext des verklemmt-schuldverstrickten Nachkriegsdeutschlands zu legen, zu dem sich die Knef so wunderbar asynchron bewegt hat.
Wertung: drei von fünf Sternen