Shopaholic - Aus der Klamottenkiste
Kaufen als Sucht: In „Shopaholic“ spielt Isla Fisher eine Reporterin mit locker sitzender Kreditkarte, die ihren Lesern Spartipps gibt.
Düsseldorf. Spätestens, wenn Rebecca Bloomwood (witzig: Isla Fisher) in der Selbsthilfegruppe sitzt, kann nicht mehr verharmlosend von Kaufrausch gesprochen werden. Rebecca ist süchtig.
Immer wieder erliegt sie dem Reiz teurer Kleidung, sieht Schaufensterpuppen mit sich sprechen, die Ketten, Blusen, Sakkos und Röcke mit geschmeidigen Bewegungen und sanfter Säuselei anpreisen. Kreditwürdig ist Rebecca schon lange nicht mehr, das Inkassounternehmen sitzt ihr im Genick.
Wenigstens ist sie nach der Insolvenz des Stadtjournals, für das sie gearbeitet hat, bei einem Wirtschaftsblatt untergekommen, Spezialgebiet: Spartipps! Rebecca weiß, wie es ist, sparen zu müssen - rein theoretisch. Deswegen hat ihr neuer Chef Luke Brandon (Hugh Dancy) sie auch mit einer Kolumne betraut.
Als "Mädchen mit dem grünen Schal" schreibt sie über die Schwierigkeit, den Geldbeutel stecken zu lassen, obwohl die Kreditkarten nach Freigang lechzen. Das Pseudonym ist ein Verweis auf das letzte Kleidungsstück, das sie sich kaufen konnte, bevor die Konten gesperrt wurden.
Mit Klamotten kennt Regisseur P.J. Hogan sich aus. Seine Komödien sind meistens bunt, schrill, leicht neben der Spur und deswegen auch irgendwie liebenswert ("Muriels Hochzeit", 1994; "Die Hochzeit meines besten Freundes", 1997). "Shopaholic" knüpft in Sachen Durchgeknalltheit an diese Erfolge an, kann mit deren verschrobener Eleganz aber nicht Schritt halten.
Das liegt in erster Linie an der schwelenden Wirtschaftskrise, vor deren Hintergrund man Rebeccas plüschigem Konsumverhalten nur wenig Sympathie abgewinnen kann.
Nicht etwa, weil es sich plötzlich schicken würde, in Sack und Asche zu gehen, sondern eher, weil der Film, der vor dem großen Finanzgau produziert wurde, nun, da er ins Kino kommt, wie ein verzweifelter "Jetzt erst recht"-Schlachtruf der Modebranche wirkt.
Die Möglichkeit, aktuelle Verweise einzubauen, die das Schicksenverhalten der Hauptfigur relativieren, gab es nicht mehr. Dementsprechend holpert der Plot wie eine wehmütige Reminiszenz an die sorglosen Zeiten vor dem Konjunktureinbruch dahin.
Das zweite große Problem, das der Film hat, ist seine Selbstgefälligkeit, eine witzige Grundidee, die bestenfalls für einen launigen Kurzfilm genügt hätte, auf Spielfilmstrecke auszudehnen. Anderthalb Stunden lang soll man es drollig finden, dass eine gedankenlos Amok kaufende Mittzwanzigerin bei einem Wirtschaftsmagazin arbeitet.
Irgendwann verpuffen die darauf aufbauenden Gags. Deswegen gibt’s die Liebelei mit dem Boss als leicht erzwungene Dreingabe. Am Ende darf sie Lukes statt der eigenen Kreditkarten ans Limit bringen. Emanzipation 2.0 nennt man das wohl.
Wertung: 2 von 5 Punkten