Filmstart: Liebe und schwarze Magie

Marco Kreuzpaintners „Krabat“ bietet eine sehenswerte aber sehr düstere Verfilmung von Otfried Preußlers Jugendbuch.

Düsseldorf. Während des Dreißigjährigen Krieges verliert Krabat seine Mutter an die Pest. Er flieht und folgt einer inneren Stimme, die ihn zu einer Mühle in einem einsamen Tal lotst. Der Meister hat gerufen und bietet ihm an, bei ihm in die Lehre zu gehen. Doch er ist nicht allein, elf weitere Gesellen verdingen sich für den unheimlichen Müllermeister, der in den Vollmondnächsten Knochen statt Mehl mahlt. Die schwarze Magie beherrscht den Ort, und bald schon wird auch Krabat selbst in die Geheimnisse der dunklen Macht eingeführt.

Viele Kinder sind mit Otfried Preußlers gruseliger Parabel um schwarze Magie und die Kraft der Liebe aus dem Jahr 1971 aufgewachsen. Regisseur Marco Kreuzpaintner bringt sie nun auf die große Leinwand. In "Sommersturm" (2004) hatte er bewiesen, dass er gut ein großes Ensemble jugendlicher Darsteller in Szene setzen kann. Bei "Krabat" ist ihm das zwar nicht durchweg gelungen, trotzdem bietet die düstere Verfilmung einiges,was durchaus 120 Minuten lang fasziniert.

Die Story hält sich weitgehend ans Buch. Krabat (David Kross) freundet sich mit Tonda (Daniel Brühl) an, während die anderen Gesellen ihm eher feindlich gegenüber stehen. Denn Krabat entwickelt sich bald schon zum Liebling des unheimlichen Meisters, den Christian Redl mit undurchdringlich fieser Visage spielt.

Krabat lernt, genau wie die anderen Zauberlehrlinge, das Fliegen. Als Raben gleiten sie nachts über die Weiten der Landschaft, die zwar Deutschland darstellen soll, aber in Rumänien gedreht wurde. In diesen aufwändigen (und gelungenen) Tricks sieht man, wo ein Teil des über zehn Millionen Euro umfassenden Budgets hingeflossen ist. Ausstattung und Special Effects müssen sich bei dieser deutschen Produktion keinesfalls vor anderen internationalen Großproduktionen verstecken, alles wirkt hochwertig und auf dem neuesten Stand der Technik.

Bei einem seiner Flüge lernt Krabat die junge Kantorka (Paula Kalenberg) kennen und verliebt sich in sie. Doch als Tonda sterben muss, weil er sich in ein Mädchen verguckt hatte und mit ihr fliehen wollte, merkt Krabat, welchen Preis der Meister von ihm fordert. Ab da sinnt er darauf, mit Kantorka zu fliehen. Der Meister ahnt, was Krabat vorhat, und versucht, ihn zu locken und bietet ihm seine Nachfolge in der Mühle an.

David Kross hat bereits in "Knallhart" (2005) von Detlev Buck gezeigt, dass er jugendliche Helden behutsam und nuanciert darstellen kann. In der Hollywoodverfilmung von Bernhard Schlinks "Der Vorleser" mit Kate Winslet, die im Winter ins Kino kommen soll, wird er die junge Titelfigur spielen - eine steile Karriere für den gerade mal 18-Jährigen. Leider fällt das restliche Ensemble der jungen Darsteller in "Krabat" gegen ihn etwas ab. Zu klein sind die Rollen, zu wenig ausgearbeitet die Personenregie, um jedem Einzelnen prägnante Züge zu verleihen. Robert Stadlober sieht als Lyschko immer leicht beleidigt aus, so als ob er sagen sollte: Warum spiele ich hier eigentlich nicht die Hauptrolle?

Trotzdem ist mit "Krabat" eine sehenswerte Literaturverfilmung gelungen, anspruchsvoll, spannend, und nicht zu moralisierend. Hör auf Dein Herz, es lohnt sich, für die Freiheit zu kämpfen: Die Botschaft Otfried Preußlers richtet sich nicht nur an Heranwachsende. Der bald 85-jährige Autor zeigte sich bei der Premiere in Essen "tief beeindruckt" von seinem Werk auf der großen Leinwand.