Friedenspreise für Schell und „Cinema Jenin“
München (dpa) - Der Schauspieler und Regisseur Maximilian Schell ist mit dem Ehrenpreis des Bernhard Wicki Filmpreises ausgezeichnet worden. Der 80-Jährige nahm den undotierten Friedenspreis am Donnerstag auf dem Filmfest in München entgegen.
Der mit 10 000 Euro dotierte Hauptpreis des „Bernhard Wicki Filmpreises - Die Brücke“ ging an die dänische Regisseurin und Oscar-Preisträgerin Susanne Bier, den ihr der israelische Publizist Avi Primor für ihren Film „In einer besseren Welt“ überreichte. Auch Ex-Außenminister Frank-Walter Steinmeier war gekommen. Der Fraktionsvorsitzende der SPD im Bundestag zeichnete die Verantwortlichen des Projektes „Cinema Jenin“ im Westjordanland mit einem Sonderpreis aus, darunter auch den deutschen Filmemacher Marcus Vetter.
„Ich habe nicht so ganz verstanden, warum ich den Preis kriege, ich habe einfach gelebt“, sagte Schell nach der Laudatio des Journalisten Gero von Boehm. „Hier in Deutschland zu leben, ist heute ein Privileg.“ Seit dem Grauen des Zweiten Weltkrieges habe jede Regierung in den deutschsprachigen Ländern den Menschen die Kraft gegeben, sich wirklich dem Frieden zu widmen. „Aus den kriegerischen Germanen wurde ein friedliebendes Volk“, scherzte Schell, der anschließend mit seiner Lebensgefährtin, der Sopranistin Iva Mihanovic, im voll besetzten Münchner Cuvilliés-Theater ein bosnisches Liebeslied vortrug.
Steinmeier lobte in seiner Laudatio die Initiatoren des Projektes „Cinema Jenin“, die mit Freiwilligen ein altes Kino wieder aufgebaut haben. „Wer den Nahen Osten kennt, ist ohne Illusion“, sagte er in seiner Laudatio. Ein Kino sei für die Menschen in einer umkämpften Stadt wie Jenin deshalb sehr wichtig. „Kino und Film, das ist dort Hoffnung auf eine bessere Zukunft“, erklärte der Laudator. „Cinema Jenin“ hat seinen Ursprung 2005. Israelische Soldaten erschossen irrtümlich einen palästinensischen Jungen. Der Vater spendete die Organe und rettete damit fünf Kinder, auch aus Israel. Vetter drehte darüber einen Dokumentarfilm. Dabei kam ihm die Idee, mit dem Aufbau des Kinos einen Beitrag zur Verständigung zwischen Palästinensern und Israelis zu leisten. Mit dem Vater des getöteten Jungen, Ismael Khatib, und anderen gründete er deshalb einen Verein.
Die Trägerin des Hauptpreises, Susanne Bier, hatte eine Rede auf deutsch vorbereitet. Auch wenn sie in diesem Jahr schon einen Oscar erhalten habe, sei dieser Abend für sie außergewöhnlich. „Ein Preis, der den Film mit dem Thema Frieden verbindet, ist von ganz besonderer Bedeutung“, sagte Bier, deren Vater während der Nazi-Zeit von Berlin nach Dänemark gelangt war. Der Streifen schildert die zerstörerische Freundschaft zweier Jungen, die auf einen lebensgefährlichen Höhepunkt zusteuert. Das Drama erzähle intensiv und zeitlos von Liebe, Rache, Gerechtigkeit und der Zerbrechlichkeit zwischenmenschlicher Beziehungen, begründeten die Juroren.
Auch zwei junge Filmemacherinnen wurden geehrt. Sie bekamen die mit je 5000 Euro dotierten Nachwuchspreise. Regisseurin Yasemin Samdereli wurde für ihre Komödie „Almanya - Willkommen in Deutschland“ geehrt. Maggie Peren erhielt die Auszeichnung für „Die Farbe des Ozeans“ über einen afrikanischen Flüchtling und seinen Sohn in Spanien.
Der Preis erinnert an den Filmemacher Bernhard Wicki (1919 - 2000) und seinen Antikriegsfilm „Die Brücke“. Zum ersten Mal wurde die Auszeichnung 2002 vergeben. Preisträger waren unter anderem Florian Henckel von Donnersmarck, Ulrich Tukur und Shirin Neshat.