Hollywood-Glanz: Deutsche holen zwei Studenten-Oscars
Los Angeles (dpa) - Lennart Ruff hat ein „extrem aufregendes“ Hollywood-Erlebnis hinter sich. „Ich war mir total sicher, dass der Film aus Israel Gold gewinnt“, erzählt der 28-jährige Münchner in der Nacht zum Sonntag der Nachrichtenagentur dpa.
„Die machten den Umschlag auf und dann kam auf einmal mein Name. Jetzt nach oben auf die Bühne, das war schon eine komplett neue Erfahrung.“ Dort holte sich Ruff für seinen Thriller „Nocebo“ den Studenten-Oscar in Gold ab.
Auch sein deutscher Kollege Peter Baumann hat gewonnen. Dass seine Komödie „Border Patrol“ „nur“ Bronze holte, schmälert nicht die Begeisterung. „Wir haben eine kleine Komödie gemacht, sind nominiert worden, haben gewonnen, wurden eine Woche nach Los Angeles eingeladen. Ich bin im siebten Himmel. Besser geht's doch gar nicht“. Aber als erstes will er die Statue im Hotelzimmer loswerden. „Das ist ein riesiger, schwerer Marmorstein mit einer Medaille vornedrauf. Keine Ahnung, wie ich das Ding ins Flugzeug bekomme“, flachst der gebürtige Münchner.
Zur Vergabe der Studenten-Oscars wird kein roter Teppich vor dem großen Dolby Theatre ausgerollt. Die Show ging im kleineren Theater der Regisseursgilde über die Bühne. Es gibt fünf Kategorien, darunter eine für ausländische Filme, und die besten drei Kandidaten stehen stets Wochen vorher fest. Die drei Nachwuchskünstler wissen also, dass sie in jedem Fall die Auszeichnung bekommen - nur bis zum Abend der Gala in Hollywood nicht, ob es Gold, Silber oder Bronze ist.
Ruff inszenierte einen spannenden halbstündigen Action-Thriller. Sein Abschlussfilm „Nocebo“ an der Hochschule für Fernsehen und Film München dreht sich um eine fehlgeschlagene Medikamentenstudie, bei der ein Patient stirbt. Ein 22-Jähriger flüchtet aus der Klinik, um Hilfe zu holen, doch keiner will ihm glauben, denn er leidet an Schizophrenie.
Als Baumann im November 2012 seinen Kurzfilm „Border Patrol“ in Bayern drehte, studierte er noch an der britischen Universität in Leeds. Es geht um zwei bayerische Grenzpolizisten (Leo Reisinger und Wolfgang Fischer), die kurz vor Feierabend eine Leiche entdecken und ihren Fund schnell in Österreich loswerden wollen. Die Silbermedaille für den Kurzfilm „Paris on the Water“ ging nach Israel.
Der Studenten-Oscar ist eine Eintrittskarte für Hollywood. Eine Woche lang wurden die Nachwuchstalente auf Empfängen, bei Studiobesuchen und Meetings mit Filmschaffenden herumgereicht. Networking und Kontakte knüpfen ist anstrengend. „Jetzt will ich nur noch die Trophäe ablegen, nicht mehr Filmemacher, sondern einfach wieder Peter sein“, witzelt Bronze-Gewinner Baumann.
Nach der Unterbringung in einem Hotel mit Pool auf der Dachterrasse - auf Kosten der Filmakademie - ist am Tag danach „die große Geschichte“ vorbei. Dann will sich der Oscar-Preisträger eine Billigunterkunft suchen, L.A. auf eigene Faust erkunden und in Hollywood noch Gespräche führen. „Mal sehen, wo es mich hintreibt. In Berlin warten schon viele Angebote“, meint Baumann.
Ruff hat mit seinem Team ein Haus in Palm Springs gemietet. Dort stellt er „Nocebo“ auf einem weiteren Kurzfilm-Festival vor. „Ich will aber auch ein bisschen Urlaub machen, denn die letzten zwei Jahre habe ich fast durchgearbeitet“, sagt der Familienvater.
Vielleicht kommt im nächsten Frühjahr noch ein „richtiger“ Oscar hinterher. Die Preisträger dürfen ihre Filme auch für die Sparte Kurzfilm einreichen. 2011 gewann der Hamburger Regisseur Max Zähle mit seinem Kurzspielfilm „Raju“ die Bronze-Statue. Im Folgejahr wurde er auch für den Oscar nominiert, ging bei der Verleihung aber leer aus.