In der Vorstadt brodelt es ordentlich
Neil LaButes „Lakeview Terrace“ wird als Thriller verkauft, ist aber eher ein Sozialdrama.
Dass Rassismus und Vorurteile nicht allein dumpf folklorisierenden Stammtischrunden vorbehalten sind, hat spätestens Paul Haggis’ bewegendes Episoden-Drama "L.A. Crash" bebildert und dafür 2006 überraschend den Oscar als bester Film eingeheimst. Neil LaButes "Lakeview Terrace" begrenzt dieses sensible Thema auf drei Personen und den Wendehammer, um den sie leben.
Der afroamerikanische Polizist Abel Turner (Samuel L. Jackson) ist inoffizieller Boss dieser Vorstadtsiedlung, eine private Ein-Mann-Bürgerwehr, die das reaktionäre Bush-Amerika mit Waffenwahn und Auge-um-Auge-Rhetorik gegen liberal argumentierende Neuankömmlinge verteidigt. So wie gegen Chris (Patrick Wilson) und Lisa (Kerry Washington), ein junges Pärchen mit dem Traum vom ungestörten Yuppie-Leben in den bergigen Ausläufern von Los Angeles.
Abel, ein Traditionalist aus Prinzip, stößt alleine schon die unterschiedliche Hautfarbe des Ehepaares übel auf. Argwöhnisch beobachtet er die beiden während ihres Einzugs, wähnt zunächst Lisas Vater wegen des identischen Teints als ihren Liebhaber und Chris lediglich als studentischen Möbelpacker, bis der alte Herr sich verabschiedet und die frischgebackenen Hauseigentümer im Pool übereinander herfallen.
Für diese unstatthafte Einführung setzt es erstmal eine Dosis Flutlicht während nachtschlafender Zeit, was Abel seinen neuen Nachbarn als Vorsichtsmaßnahme gegen marodierende Jugendbanden verkauft.
Diese kleinen Spitzen gegen das in Abels Augen moralzersetzende Demokratenpärchen werden zusehends martialischer, der Plot dadurch aber auch immer unglaubwürdiger und konstruierter.
Die erste Stunde Sozialstudie funktioniert gut, vor allem, weil Wilson und Jackson sie darstellerisch voll auskosten. Was danach folgt, ist aber leider nicht mehr als eine effekthaschende Räuberpistole, die nur funktioniert hätte, wenn der Film sich von vornherein dazu bekannt hätte, ein Thriller sein zu wollen.