Kino: Batman fliegt allen davon

Seit heute ist „The Dark Knight“ in den USA der zweiterfolgreichste Film aller Zeiten. Was genau macht den Erfolg des Streifens aus?

Düsseldorf. Nein, "Titanic" wird dieser Film nicht einholen. Ein Phänomen ist "The Dark Knight" trotzdem. Der düstere Action-Reißer des Briten Christopher Nolan rangiert mittlerweile mit rund 461 Millionen Dollar auf Platz 2 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten - sofern man Inflations-Aspekte außen vor lässt. Am Donnerstag startet der neue "Batman" in den deutschen Kinos.

Warum aber nun ausgerechnet die neueste Batman-Verfilmung aus der Masse amerikanischen Blockbuster-Produktionen herausragt, hat viele Gründe, die allerdings alle nichts mit dem Film an sich zu tun haben. Es sind eher die dahinterstehenden Mythen und Tragödien, die sich um die Hauptfigur, aber auch um einen der Darsteller ranken und die die Amerikaner neugieriger reagieren ließen als auf andere Prestigeprojekte dieses Sommers, beispielsweise den reanimierten Indiana Jones.

Erstmal ist da das Identifikationspotenzial, das Batman im Gegensatz zu den anderen, eher keimfreien Superhelden bietet. Er ist ein gebrochener Charakter, ein durch den gewaltsamen Tod seiner Eltern traumatisierter Milliardärserbe, der seiner Heimatstadt Gotham schwört, sie von Verbrechen rein zu halten. Im Gegensatz zu seinem außerirdischen Kollegen Superman ist Batman physisch verletzlich, kämpft aus als nieder verschrienen, aber gut nachvollziehbaren Beweggründen wie Wut und Rache und bedient sich, um die Unterwelt auszubooten, schon mal deren zweifelhafter Methoden.

Schon alleine dieses düstere Psychogramm, im Kreuzzug für das Gute gewaltbereit zu sein, spiegelt die amerikanische Seele in Zeiten latent schwelender Terrorbedrohungen. Batman handelt instinktgesteuerter als die meisten anderen Comic-Helden. Das verstehen die US-Zuschauer, weil es ihre Ängste kitzelt, weil es aber auch ihre Neigung zu Selbstjustiz und Vergeltungsrufen als naturgegeben entschuldigt.

Und da wäre noch der Joker, Batmans Gegenspieler, oder besser: sein Darsteller, der im Alter von nur 28 Jahren tragisch an einer Fehlmedikation aus Uppern und Downern zugrunde gegangene Heath Ledger. Der Australier legt seinen Part als irrationalen Anarchisten an, der kein Ziel außer der Zersetzung jeglichen Gemeinschaftsgefüges zu haben scheint.

Mit erschreckender Hingabe spielt Ledger das. Viele Kritiker sahen in diesem Parforceritt bereits seinen Tod vorweggenommen, was eigentlich unfair ist, da es seine grandiose Leistung auf die Einnahme von Drogen reduziert. Trotzdem ist es erschreckend, einen Toten in der Rolle eines Menschen zu sehen, der alles Menschliche abgelegt hat, nur noch beißenden Zynismus und die Gleichgültigkeit eines Selbstmordattentäters ausstrahlt.

Dieser Extra-Thrill, der tragische Brückenschlag in die Realität, ist der eigentliche Grund, warum diese Batman-Verfilmung noch einmal deutlich erfolgreicher ist als ihre Vorgänger.