Gefangen in der perfekten Schönheit

Drama: „Elegy“ überzeugt dank perfekter Besetzung und subtiler Inszenierung.

Alter Mann liebt junge Frau. Er witzig, wortgewandt und welterfahren, sie sexy, schön und wissbegierig. Das Klischee scheint perfekt, die Langeweile programmiert. Doch das Gegenteil ist der Fall: Regisseurin Isabel Coixet, die sich bereits mit "Mein Leben ohne mich" als Expertin zwischenmenschlicher Gefühlsszenarien profiliert hat, gelingt mit "Elegy" dank perfekt besetzter Hauptdarsteller eine einnehmende Begegnung zweier Menschen.

Mit sicheren Dialogen hangeln sich die beiden um abgegriffene Beziehungsklippen herum und gewähren einen Blick, der mehr sieht als vergängliche Schönheit.

Selbst wenn der Mann mit seiner Kamera dem scheinbar makellosen Körper der Geliebten ein Denkmal setzt, verliert sich der Film nicht in oberflächlicher Inszenierung. Beide sind sie gefangen in dieser perfekten Schönheit, und beide wissen es.

30 Jahre trennen die kubanisch-stämmige Consuela (Penélope Cruz) und den ebenso eloquenten wie zynischen Professor David Kepesh (Ben Kingsley). Sein größter Fehler war die Ehe, prahlt er. Freiheit und sexuelle Erfüllung erklärt er zu wahren Zielen.

Doch schon in den ersten Szenen mischt sich ein melancholischer Ton in seine geistreiche und ironische Selbstbetrachtung. "Das Alter ist nichts für Feiglinge", zitiert Kepesh Bette Davis. Seine Beziehung mit Consuela allerdings bringt ihn völlig aus der Bahn. Sie lieben sich und haben dabei das Ende ihrer Leidenschaft ständig vor Augen.

Die Geschichte stammt von Philip Roth. Wer, wie in der literarischen Vorlage "Das sterbende Tier", expliziten Sex und lüsterne Männerphantasien erwartet, ist bei der spanischen Regisseurin falsch. Ruhige, elegische Bilder setzen die Gefühle der beiden subtil, klassisch und manchmal nah am Kitsch in Szene.

Doch diesen Darstellern verzeiht man einige zu vorhersehbare Handlungen: Kingsley schafft es mit wenigen Blicken, die Arroganz und Verletzlichkeit dieses alternden Intellektuellen zu zeigen. Cruz betört mit ihrer Sinnlichkeit und drückt gleichzeitig aus, dass hinter dieser Schönheit die Gewissheit eines tragisches Schicksals liegt.