Komödie "Schwedisch für Fortgeschrittene" : Graue Maus und Discoqueen

Zwei Frauen lassen den Alltagsfrust hinter sich und testen, was das Leben noch zu bieten hat.

<strong>Düsseldorf. Der Sohn der temperamentvollen Elisabeth, einer in Scheidung lebenden Ärztin, ist entsetzt: "Du führst Dich auf wie ein Teenil . . . ein seniler Teenager." Auch die Tochter von Politesse Gudrun findet nichts peinlicher als den Anblick ihrer ausgelassen feiernden Mutter in einer Disco. Irgendwann, vor ganz langer Zeit, war es auch mal Elisabeth (Helena Bergström) und Gudrun (Maria Lundqvist) erlaubt, sich beim Tanzen und Flirten zu vergnügen. Doch diese Zeiten sind aus Sicht ihrer Sprösslinge, Noch-Ehemänner und nicht weniger anderer Zeitgenossen vorbei - die beiden Frauen haben immerhin die 40 überschritten! In der Komödie "Schwedisch für Fortgeschrittene" erzählt Regisseur Colin Nutley vom Älterwerden, geplatzten Träumen, unerfüllten Sehnsüchten und unstillbarer Lust auf Leben.

Als "Sex and the City" im Schwedenlook kündigt der Verleih den Film an, und tatsächlich haben die beiden Frauen mit Carrie und Co. aus der erfolgreichen US-Serie etwas gemeinsam: Selbstbewusst lassen sie sich ihre Lebenslust und Sehnsucht nach Liebe nicht nehmen. Dabei ist Gudrun zu Beginn alles andere als unternehmungslustig. Spröde und verhärmt wirkt die allein mit ihrer Tochter lebende Politesse. Sie lebt zurückgezogen, bleibt am liebsten zu Hause und taut das Gefrierfach ab.

Ganz anders die vor Energie sprühende Elisabeth, die sich gerade von ihrem Ehemann getrennt hat und zur Hochzeit des Sohnes muss. Die gänzlich unterschiedlichen Frauen werden zu Freundinnen, die nach Ehe- und Alltagsfrust die Hoffnung nicht aufgegeben haben, dass das Leben noch mehr zu bieten hat.

Die Rollen in Nutleys überdrehter Komödie sind klar verteilt: Zwei völlig verschiedene Frauen - eine stark und lebensfroh, die bei der anderen die (nicht immer ganz überzeugende) Wandlung von der grauen Maus zur Disco-Queen bewirkt. Die erwachsenen Sprösslinge, die wenig Verständnis für den "zweiten Frühling" ihrer Mütter zeigen und dabei viel älter als die Frauen wirken. Und die Männer, die vor allem selbstverliebt sind und ohnehin nicht treu sein können.

Mit Witz, Gespür für komische Situationen und originellen Dialogen ist ein erfrischend unterhaltsamer Film entstanden, der ohne den New Yorker Chic der "Sex and the City"-Girls auskommt. Für Glanz sorgen vor allem die Hauptdarstellerinnen, denen man einfach nur gern zuschaut, wenn sie etwa völlig betrunken zwei Polizisten anbaggern.

Regisseur und Drehbuchautor Nutley, der mit Schauspielerin Bergström verheiratet ist, arbeitete bei "Schwedisch für Fortgeschrittene" bereits zum elften Mal mit ihr zusammen. "Eine 50-jährige Frau ist viel interessanter als eine 20-jährige Frau", betont er. "Leider arbeiten wir in einer Industrie, die von Männern bestimmt wird, von denen viele um die 50 sind und die wahrscheinlich glauben, dass sie in Begleitung einer 20-Jährigen attraktiver sind."

Wertung: vier von fünf Punkten