Drama "Glück im Spiel": Beim Pokern aufs Kreuz gelegt

Curtis Hanson skizziert in „Glück im Spiel“ die Flucht eines abgezockten Spielers vor seinen Gefühlen.

Düsseldorf. Blicke, so heißt es, sagen mehr als tausend Worte, bezeugen Zuneigung, Zorn, Enttäuschung, all das, was uns umtreibt. In "Glück im Spiel" fängt Curtis Hanson jene Blicke ein, die im Nichts münden. Weil jede abzulesende Gefühlsregung den Tod bedeutet. Nicht physisch, aber materiell. Wer sich an den Pokertisch setzt, schaltet seine Mimik aus. Nur die wahren Könner beherrschen die nichts sagenden Zwischentöne so nuanciert, dass sie sich ein kurzes Lächeln oder eine sanft nach oben gezogene Augenbraue erlauben dürfen. Zu diesen Könnern zählt Huck Cheever (Eric Bana), ein notorisch abgebrannter Spieler aus Leidenschaft, Mitte 30, als Draufgänger berüchtigt, als Gefühlsklotz gefürchtet. Hinter seiner Fassade lauert die Unsicherheit, tatsächlich wohl fühlt er sich nur beim Spiel. Zumindest solange nicht sein Vater L.C. (Robert Duvall), zweimaliger Weltmeister im Pokern, mit am Tisch sitzt. Dann reizen ihn Unzulänglichkeitsgefühle und eine offene Rechnung aus der Vergangenheit zur Unüberlegtheit. Duvall nimmt es als abgebrühter Casino-Fuchs zur Kenntnis, Mitgefühl kann Huck, der noch nie gegen seinen alten Herrn gewonnen hat, allerdings nicht erwarten. Doch irgendwann werden beide aus der Reserve gelockt, Vater wie auch Sohn. Huck ist der erste, der Farbe bekennen muss, der Grund dafür ist Billie (Drew Barrymore), die jüngere Schwester einer Ex-Liebschaft, die in Las Vegas als Barsängerin anheuert. Billie verkörpert all das, was Huck versucht zu vermeiden. Sie ist offen, aufrichtig, schlicht zum Bluff nicht imstande. Selbst verzeihen fällt ihr leicht. Zu Hucks Glück, der, im Bestreben, seinen Gefühlen aus dem Weg zu gehen, Billie mehrfach aufs Kreuz legt. Es ist kein Liebesfilm, auch wenn "Glück im Spiel" als Romanze vermarktet wird. Im Mittelpunkt stehen die beiden Spielerbiografien, die Verbissenheit und die Verzweiflung hinter den scheinbar gelassenen Gesichtsausdrücken, mit denen Huck und L.C. ihre Mitspieler in die Knie zwingen. Hanson erweist sich einmal mehr als wunderbarer Erzähler, beispielsweise wenn er Vater und Sohn in einem Diner Schnellpoker spielen lässt. Besonders Duvall ist hier wunderbar: Erfahrung, Leid, Resignation, aber auch pure Lebenslust spiegeln sich in seinem süffisanten Lächeln wider. Da muss Huck erst noch hinkommen. Und weil ihm das bewusst ist, verliert er immer wieder gegen ihn.

Einziger Fehlgriff des stilsicheren Reigens ist Barrymore, ihr einnehmendes Wesen steht im Gegensatz zu ihrer Rolle als Randfigur. Sie ist die Verheißung, ein Sirenenwesen, das Huck vom Wesentlichen ablenkt, zumindest von dem, was er für wesentlich hält. Glück in der Liebe muss nicht zwangsläufig Pech im Spiel bedeuten. Auch das ist eine Lektion, die Huck zu lernen hat.