LOL: Mutter und Tochter im Chaos
Komödie: Im bislang erfolgreichsten französischen Film dieses Jahres, „LOL“, gibt es ein Wiedersehen mit Sophie Marceau.
Wenn es um den Konflikt zwischen Eltern und pubertierenden Kindern geht, herrscht im Kino meistens ein gewisser Parteilichkeitszwang. Entweder werden die jugendlichen Sprösslinge als muffelige und hysterische Zombies dargestellt, die sich bei ohrenbetäubender Metal-Musik hinter ihrer Kinderzimmertür verschanzen. Oder die (erwachsenen) Filmemacher biedern sich bei der jugendlichen Zielgruppe an, indem sie die Eltern als autoritäre Spießerkreaturen zeichnen, die den berechtigten Sorgen und Nöten der Teenager vollkommen verständnislos gegenüber stehen.
Das französische Kino scheint hier einen anderen Zugang zu finden. Gerade hat Rémi Bezançons in "C’est La Vie" den generationsübergreifenden Blick auf den pubertären Ausnahmezustand einer ganzen Familie gewagt, und nun folgt mit Lisa Azuelos "LOL" eine hippe Komödie, die die Liebes- und Erziehungswirren von Töchtern und Müttern gleichberechtigt und sehr humorvoll in Szene setzt.
Zum Schuljahresbeginn erfährt Lola (Christa Theret) - genannt Lol - von ihrem Freund Arthur (Félix Moati), dass der es während der Sommerferien mit der Treue nicht ganz so eng gesehen hat. Vom Stolz getrieben, täuscht Lola selbst eine Urlaubsaffäre vor, was zu unüberwindbaren Verwerfungen im jungen Beziehungsgefüge führt. Nach außen cool und im Inneren bitter enttäuscht, wenden sich die beiden voneinander ab und orientieren sich neu auf dem Schulhofmarkt der Eitelkeiten.
Schließlich ist da ja auch noch Lolas allerbester Freund Maël (Jérémy Kapone), der viel zu hübsch lächelt, um nur das Herz bei ihm auszuschütten. Aber nicht nur in der Schule, auch zu Hause gibt es Beziehungsstress. Lolas Eltern sind zwar schon lange geschieden, können aber dennoch nicht voneinander lassen. Ihre Mutter Anne (Sophie Marceau) überwacht vor dem Hintergrund eigener emotionaler Verwirrung den Geschlechtsreifungsprozess der ältesten Tochter umso genauer. Als sie Lolas Tagebuch liest, ist der familiäre Eklat perfekt.
Mit einem rasant geschnittenen Erzählstil taucht Lisa Azuelo tief ein ins Chaos einer Mutter-Tochter-Beziehung. Dabei zeigt sich trotz des telekommunikativen Dauerfeuers von SMS, Chat-room und Youtube, in dem die jugendlichen Gefühlsverwirrungen ausgetragen werden, dass sich in Sachen Liebe Kinder- und Elterngeneration kaum voneinander unterscheiden. Dass - im Gegensatz zum Publikum - die Konfliktparteien auf der Leinwand die Parallelität ihrer Gefühlswelten nicht bemerken, daraus entsteht die eigentliche Komik des Films.
Hinzu kommt das frisch aufspielende Ensemble, das nicht nur einige vielversprechende Nachwuchstalente des französischen Kinos präsentiert, sondern auch die wunderbare Sophie Marceau, die vor dreißig Jahren selbst als Teenagerin in "La Boum" die Party steigen ließ, als fast schon beängstigend überzeugendes Muttertier.