Miley Cyrus’ Dauerlächeln
Das Teenie-Idol schafft als „Hannah Montana“ den Sprung von der TV-Serie zum Film. Ab Montag läuft er in den Kinos.
Düsseldorf. Es war einmal, so beginnen alle Märchen. Und das, was mit diesem Film verkauft wird, ist ein Märchen, so viel steht fest. Gut, es gibt keine Drachen, Zauberer oder Feen, aber eine Prinzessin, immerhin. Und ihren Prinzen findet sie auch, diese Gute-Laune-Göre, die unentwegt lächelt, als hätte sie eine Vorratspackung Klebstoff inhaliert. "Hannah Montana" ist Disney in Reinform, ein putziger Tagtraum für weibliche Demnächst-Teenager, königsblau und weizenfeldgülden ausgeleuchtet und mit einem Soundtrack versiegelt, dessen bleierne Süßlichkeit auf die Dauer ein grobes Völlegefühl verursacht.
Das Böse, eigentlich eine Grundvoraussetzung eines jeden Märchens, schon allein, um das Gute angemessen in Szene setzen zu können, wird hier nahezu ausgeblendet. Es sind eher die inneren Dämonen, mit denen die Serienfigur Hannah Montana bei ihrem ersten Leinwandauftritt zu kämpfen hat. Aber auch die sind schnell gebändigt. Sonst bliebe schließlich kein Raum für ihre Songs.
Man kann das natürlich fragwürdig finden, wie Promi-Spross Miley Cyrus seit 2006 für diese in Dialog und Spiel erstaunlich ungelenke Comedyserie inszeniert wird. Interessanter ist aber die Frage, warum weltweit die Mädchen in der überschaubaren Zielgruppe zwischen acht und 13 nach diesem Wohlfeil-Schmu lechzen. Für alle Uneingeweihten: Die Teenagerin Miley Stewart (Miley Cyrus) führt ein delikates Doppelleben. Des Nächtens steht sie als gefeierter Popstar unter dem Pseudonym Hannah Montana auf der Bühne, tagsüber dann, ohne Strähnchenperücke, ist sie ein stinknormaler Backfisch. Vor allem ihr Vater überwacht dieses fast schon schizophrene Parallelwelten-Hopping penibel, da ihm daran gelegen ist, dass das putzige Töchterchen kein eingebildetes Zicklein wird.
Doof oder plump ist diese Grundidee keineswegs. Im Gegenteil: Sie bietet unzählige Anhaltspunkte zur augenzwinkernden Selbstdemontage der Unterhaltungsindustrie. Leider, und das ist das eigentliche Problem der Serie, werden sie nicht genutzt. "Hannah Montana" ist ein unbeholfen buntes Vermarktungsvehikel für seine Hauptdarstellerin, die mittlerweile 16-jährige Miley Cyrus. Der Traum vom umjubelten Ruhm, eingebettet in eine geerdete Kindheit, schwebt ziellos dahin wie eine schillernde Seifenblase. Und während in der Realität die Karrieren von Britney Spears oder Lindsay Lohan unter den geifernden Blicken der Boulevardpresse zerplatzen, wird in der Serie die Fiktion, dass ein Mädchen auch unbeschwert Star sein kann, krampfhaft am Leben erhalten.
Mit diesem Konzept wurde die Serie so erfolgreich, dass Miley/Hannah nun auch filmreif ist. Auf der Leinwand droht ihre Zweigleisigkeit aus dem Ruder zu laufen, Geld, Klamotten und Fanjubel sind Miley etwas zu Kopf gestiegen. Deswegen fährt Papa Stewart (Billy Ray Cyrus) mit seiner Tochter raus aufs Land, in seine Heimat Tennessee, wo die Großmutter der Enkelin zeigen soll, worauf es im Leben ankommt. Natürlich findet Miley das zunächst furchtbar provinziell, aber über die Wärme des Familiengefüges und das kokette Werben des Vorarbeiters Travis findet sie letztlich doch wieder Gefallen an der Normalität.
Diese Geschichte ist so harmlos, dass man sich noch nicht mal darüber ärgern kann. Bemerkenswert ist höchstens, dass der britische Regisseur Peter Chelsom, der sich in den 90ern noch mit Edel-Komödien wie "Funny Bones" oder "Hear My Song" für Höheres empfahl, hier das Inszenieren übernahm, was den Figuren allerdings auch keinerlei Nuancen verleiht. Jugend ist bei "Hannah Montana" nur ein porentief reines Dauergrinsen. Märchenhaft ist das nicht, sondern eher gruselig.