Thriller am Lago Maggiore: Filmfestival Locarno eröffnet
Locarno (dpa) - Zum Auftakt des 65. Filmfestivals Locarno ist die britische Schauspielerin Charlotte Rampling am Mittwochabend mit dem Excellence Award ausgezeichnet worden.
Beifall gab es auch für die Uraufführung des britischen Thrillers „The Sweeney“, mit der das Filmfest am malerischen Lago Maggiore eröffnet wurde. Sie wisse nicht, ob ihre Arbeit wirklich exzellent sei, sagte Ramping bei der Entgegennahme des renommierten Preises bescheiden. „Alles was ich wollte, ist, dass die Zuschauer meiner Filme ihr eigenes Leben aus einem anderen Blickwinkel betrachten können“, sagte die 66-Jährige, die zuletzt in „Melancholia“ im Kino zu sehen war.
In Locarno sind mehrere Streifen zu sehen, in denen sie mitspielt, darunter „Sous le sable“ von François Ozon (2000). Insgesamt zeigt das Festival bis zur Vergabe seiner berühmten Goldenen Leoparden am 11. August fast 300 Filme in verschiedenen Sektionen. Hauptort ist die Piazza Grande, der mittelalterliche Marktplatz der Stadt auf Schweizer Seite des Lago Maggiore. Mehr als 8000 Zuschauer finden dort Platz.
Im Hauptwettbewerb ist Deutschland in diesem Jahr an zwei Beiträgen als Produzent beteiligt: dem Horrorfilm „Berberian Sound Studio“ des englischen Regisseurs Peter Strickland und dem Drama „Polvo“ des guatemaltekischen Regisseurs Julio Hernández Cordón.
Zum 65. Jubiläum setzt Olivier Père, der künstlerische Direktor des Festivals, auf Glanz und Glamour. Es sind so viele Stars angekündigt wie nie zuvor in Locarno. Père will den drei wichtigsten europäischen Filmfestivals, Cannes, Berlin und Venedig, wohl ein bisschen die Schau stehlen, vermuten Teilnehmer.
Lange galt in Locarno das Motto „Wir sind das kleinste der großen und das größte der kleinen Filmfestivals.“ Dazu sagte Père der Nachrichtenagentur dpa: „Einen neuen Slogan haben wir noch nicht, aber ich bin sicher, dass wir den bekannten bald ersetzen können. Ja, wir wollen mehr!“
Zum Auftakt des Festivals betonte Père, Locarno wolle „die vielfältigen Veränderungen und Neuerungen der Filmkunst in möglichst vielen Facetten spiegeln“. Der dpa sagte er: „Wir haben eine gute Position im Reigen der wichtigen Filmfestivals. Diese Position wollen wir nicht nur halten, wir wollen sie kräftigen und ausbauen.“
Als wesentlich bezeichnete Père in diesem Zusammenhang, dass das Festival „das junge Kino stärkt, indem wir versuchen, mit dafür zu sorgen, dass die Filme nicht nur auf unserem Festival laufen, sondern auch Verleiher finden, weltweit.“
Neben Charlotte Rampling erhält auch der mexikanische Star Gael García Bernal („Amores perros“) einen Excellence Award. Er wird dem 33-Jährigen am 8. August überreicht. Dann wird auch sein neuester Film „No“ von Regisseur Pablo Larraín gezeigt. Er spielt im Chile des Endes der 1980er Jahre, als das Volk Diktator Augusto Pinochet eine weitere Amtszeit verwehrte.
Mit dem Excellence Award würdigt das Filmfestival herausragende Schauspielerleistungen. Zu den früheren Preisträgern gehören Michel Piccoli, Susan Sarandon und John Malkovich. 2011 wurde Isabelle Huppert mit dem Locarno-Preis geehrt.