Trauer um Hollywood-Legende Lauren Bacall
New York (dpa) - Lauren Bacall war gerade 19, als sie dem damals 44-jährigen und noch verheirateten Humphrey Bogart am Set ihres ersten Spielfilms begegnete.
„Haben Sie mal Feuer?“, war der berühmte Satz in der Anfangsszene von „Haben und Nichthaben“ 1944, mit dem sie ihre Filmkarriere begann und das Herz des „Casablanca“-Stars entflammte. Jung, verführerisch, mit grünen Augen und Whisky-Stimme wurde sie seine letzte große Liebe. Aber der Ehe von „Bogie und Baby“ waren nur elf Jahre beschieden. Bogart starb im Januar 1957 an Kehlkopfkrebs. Am Dienstag (Ortszeit) ist nun auch Bacall gestorben, 57 Jahre später.
„Sie hat ein wunderbares Leben gelebt, ein magisches Leben“, sagte Bacalls Sohn Stephen Bogart der „New York Times“. Bacall, die bis zuletzt im berühmten Dakota-Haus direkt am Central Park gelebt hatte, wurde 89 Jahre alt.
Als Betty Joan Perske kam die Tochter eines Verkäufers und einer Sekretärin jüdischer Abstammung 1924 in der New Yorker Bronx auf die Welt. Schon als Kind nahm sie aber den Nachnamen ihrer Großmutter an. In Manhattan studierte sie Schauspiel, bis Hollywood - und Bogart - die herbe Schönheit für sich entdeckte.
Nach der Hemingway-Verfilmung „Haben und Nichthaben“ drehte das Paar noch drei weitere gemeinsame Filme: Die Krimis „Tote schlafen fest“ (1946), „Das unbekannte Gesicht“ im Jahr darauf und den John-Huston-Klassiker „Gangster in Key Largo“ (1948).
Anfangs versuchten Produzenten noch, Bacall den Stempel des coolen Sex-Symbols aufzudrücken. Mit dem Comedy-Kassenschlager „Wie angelt man sich einen Millionär?“ (1953) mit Marilyn Monroe, in „Harper“ (1966) neben Paul Newman und in „Mord im Orient-Express“ (1974) überzeugte sie aber auch die letzten Zweifler von ihrer Vielseitigkeit.
John Wayne bekam sie für seinen letzten Film „The Shootist“ (1976), und Peter Ustinov gewann sie für „Rendezvous mit einer Leiche“ (1987). Fernsehzuschauer sahen Bacall neben Gregory Peck in „The Portrait“ (1992) und mit Alec Guinness in dem TV-Film „Auf fremdem Felde“. Eine weitere Charakterrolle besetzte sie in der Liebeskomödie „Liebe hat zwei Gesichter“ (1996) neben Barbra Streisand. Dafür erhielt sie ihre einzige Oscar-Nominierung. Doch der Nebenrollen-Oscar ging an Juliette Binoche für „Der englische Patient“.
Nach Bogarts frühem Tod war Bacall nach New York zurückgegangen, wo sie häufig auch am Broadway gefeiert wurde. Für ihre Darstellung in „Applause“, der Bühnenversion eines Betty-Davis-Films, und der Komödie „Woman of the Year“ wurde sie 1970 und 1981 mit je einem Tony-Preis belohnt.
Bis ins hohe Alter stand sie auch noch häufig vor der Kamera. Zudem zog die Hollywood-Legende drei Kinder groß - einen Sohn und eine Tochter aus der Zeit mit Bogart und einen Sohn aus der Ehe mit dem Schauspieler Jason Robards in den 60er Jahren stammt ein Sohn. Mit 85 Jahren, also erst 2009, bekam Bacall dann schließlich doch noch einen Ehren-Oscar, eine Auszeichnung für ihr Lebenswerk.
Die Schauspielerin wollte nie nur die Witwe von Bogart sein, gleichzeitig war ihr immer klar, dass sie diese Rolle nie loswerden würde. „Mein Nachruf wird einmal voll sein von Bogart, da bin ich mir sicher“, hatte sie schon vor einigen Jahren der „Vanity Fair“ gesagt. „Mein Sohn sagt mir: „Ist dir klar, dass du die Letzte bist? Die Letzte, die die goldene Ära Hollywoods noch mitbekommen hat?“ Junge Leute fragen mich: „Warst du wirklich mit Humphrey Bogart verheiratet?“ Und ich sage: „Ja, das glaube ich doch schon.““