Traumfabrik Babelsberg: Glamour und Verpflichtung
Potsdam/Berlin (dpa) - Mit Babelsberg verbinden sich Namen wie Marlene Dietrich, Fritz Lang, Angelica Domröse oder Christoph Waltz, Kate Winslet, Brad Pitt - und nun auch Tom Hanks und Halle Berry.
Die Filmstudios in Potsdam gelten als Wiege des deutschen Films. Am 12. Februar 1912 fiel in dem weltweit ältesten Großatelier-Filmstudio die erste Klappe zu Urban Gads Stummfilm „Der Totentanz“. Pünktlich zum Jubiläum machte der Standort mit den Dreharbeiten zum bislang teuersten deutschen Film „Cloud Atlas“ (Der Wolkenatlas) mit den Oscar-Preisträgern Hanks und Berry Schlagzeilen. Grund zum Feiern: bei der Berlinale (9. bis 19.2.) und in den Studios (12.2.).
Die Berliner Filmfestspiele ehren die Babelsberger nicht nur mit einer Sonderreihe, bei der zehn Filme gezeigt werden, sondern auch mit einer Berlinale-Kamera, die am 12. Februar bei einem Festakt in Potsdam überreicht wird. Das Studio hat sowohl politisch als auch filmhistorisch turbulente 100 Jahre hinter sich, erklärte Berlinale-Direktor Dieter Kosslick. „Nach wie vor wird das Studio international und national als Produktionsort hoch geschätzt.“
Wie groß die Anerkennung ist, zeigt der Eintrag von Tom Hanks ins Studio-Gästebuch während der Dreharbeiten für „Cloud Atlas“, die vergangene Woche zu Ende gegangen sind. „Babelsberg! (...) Hierher zu kommen, um in Deinen historischen Studios zu drehen, war die Fantasie eines Filmstudenten, die für den erfahrenen Filmemacher zur Wirklichkeit wurde. Von Fritz Lang zum Wolkenatlas!“
Ähnlich schwärmt auch der Star Orlando Bloom, der in Potsdam für „Die Drei Musketiere“ vor der Kamera stand. Und immer wieder heißt es: „Welche Geschichte!“. Studio-Sprecher Eike Wolf kennt das: „Gerade die Amerikaner sind immer tief beeindruckt von dieser langen Geschichte. Und jeder, der mit Film zu tun hat, kennt Babelsberg.“
Ein Ruf, der Verpflichtung ist: „Der Name Babelsberg ist ein Segen. Aber manchmal ist der Druck groß. Wenn ein Standort so stark mit den Wurzeln des deutschen Films verwurzelt ist und eine so starke Strahlkraft hat, darf das nicht schiefgehen“, sagt Studio-Vorstand Carl L. Woebcken. „Deshalb wird man immer nervös, wenn der Parkplatz leer ist. Das treibt dann aber auch an.“
Muss es auch. Denn der Ruf allein reicht nicht, um Filmemacher nach Babelsberg zu bekommen. Produzenten drehen dort, wo ihre Ideen gefördert werden. Zu den wichtigsten Voraussetzungen gehört die Filmförderung. Dem Deutschen Filmförderfonds (DFFF) kommt aus Sicht der Branche eine enorme Bedeutung zu. In der Hauptstadtregion versucht zudem die Filmförderanstalt Medienboard Berlin-Brandenburg möglichst viel auf die Beine zu stellen - beispielsweise mit rund 1,5 Millionen Euro für den Kinofilm „Cloud Atlas“. Die Summe gehöre zu den bislang höchsten, so Medienboard-Chefin Kirsten Niehuus.
Trotz des großen Projekts war 2011 ein schwieriges Jahr, sagt Studio-Chef Woebcken. „Wir werden wohl etwas Verlust machen“, sagt er. Die Außenwirkung ist eine andere: Medienwirksame Projekte wie „Der Vorleser“ oder „Inglourious Basterds“ lassen das Unternehmen in hellem Licht strahlen. „Da schaut kaum jemand hinter die Kulisse“, meint Woebcken. „Das Geschäft selbst ist aber nicht einfach und hängt von vielen Verhandlungen und Fremdentscheidungen ab.“
Für 2012 hofft er auf zusätzliche Projekte, weil der Standort London für die Branche wegen der Olympischen Spiele problematisch wird. Mehrere internationale Großprojekte wären das schönste Geschenk zum Jubiläum, so die Babelsberger. Die kleinen Aufmerksamkeiten erfreuen sie aber auch: Dem Potsdamer Filmmuseum war der Geburtstag die neue Dauerausstellung „Traumfabrik - 100 Jahre Film in Babelsberg“ wert. Zudem gibt es gemeinsam mit der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) „Konrad Wolf“ ein Jubiläumsbuch heraus, das auch die düsteren Kapitel während der Nazi-Herrschaft nicht ausklammern soll.