Wuppertaler Christoph Maria Herbst als Stromberg im Kino

„Lass das mal den Papa machen“: Die Intrigen von Bernd Stromberg erreichen jetzt Kinoformat.

Foto: Willi Weber/Brainpool

Was ist schlimmer als der Mobbing-Alltag mit einem Ekelchef im Büro? Genau: ein Betriebsausflug zur 50-Jahr-Feier des Konzerns, bei dem sich alle Grausamkeiten potenzieren. „Firmenfeiern sind wie das letzte Abendmahl. Immer zu wenig Weiber, das Essen ist schlecht, und am Ende gibt’s Ärger“ — Bernd Stromberg und wie er die Welt sieht.

Dieser Stromberg (großartig gespielt vom Wuppertaler Christoph Maria Herbst) hat zehn Jahre und fünf Staffeln lang beim Sender ProSieben geschleimt und intrigiert, bis er es trotz aller kapitalen Fehlentscheidungen auf den Chefsessel der Schadensabwicklung bei der Capitol-Versicherung geschafft hat. Zum Abschluss darf er in der Kinovariante mit dem schlichten Titel „Stromberg — der Film“ zum ersten Mal raus aus dem Büro.

Das heißt: Er muss. Denn ausgerechnet vom Hausmeister, über den er sich gerade noch lauthals lustig gemacht hat, erfährt er, dass sein Laden dicht gemacht werden soll. Aber doch nicht mit Stromberg! Umgehend will er den Vorstand bei der Betriebsfeier von seinen Fähigkeiten überzeugen. Er lädt die bekannte Belegschaft mit all ihren Macken in einen Bus und steuert den auch noch teilweise selbst zum Hotel.

Es unterläuft die Erwartungen und ist zugleich typisch, dass der Großschwätzer das voll besetzte Riesengefährt nicht mit Karacho in den Graben setzt. Denn so atemberaubend peinlich Stromberg oft tönt („Probleme sind wie Brüste. Wenn man die anfasst, macht es doch erst richtig Spaß“), so sorgfältig achtet Autor und Produzent Ralf Husmann darauf, den Klamauk nicht zu überreißen.

Deshalb gelingt es ihm, die Serie fast ohne Durchhänger, aber mit ihrem hübsch vermufften Charme auf 100 Kinominuten aufzupumpen. Weil hinter den grellen Gags bittere Melancholie mitschwingt, weil der Plot völlig absurd und doch bestürzend nah an der Realität ist, funktioniert das alles auch in drei Nummern größer.

Als Strombergs größter Widersacher beim Kampf um den Aufstieg entpuppt sich Dauer-Mobbingopfer Ernie (Bjarne Mädel): „Ich hab immer gedacht, dass die gegen mich sind. Stimmt auch. Aber das sehe ich jetzt positiv.“ Stromberg schleimt sich um Kopf und Kragen. Doch bei Personalchef Klinkhammer (Michael Wittenborn) blitzt er ab — bis sein Mitgröllied „Lass das mal den Papa machen“ (Stefan Raabs Song hat das Zeug zum Karnevalshit) die Stimmung rettet.

Bei so viel Pragmatismus will der Vorstand nichts mehr von neuer Firmenkultur wissen, hält Frauen in Führungspositionen plötzlich für eine „Schnapsidee“ und setzt sich gesammelt ins vorgebuchte Edelbordell ab — die Ergo-Versicherung lässt grüßen.

Zum Finale lässt Autor Husmann die Überraschungen nur so sprudeln: Bernd Stromberg entdeckt tief drinnen tatsächlich einen kleinen Rest Anstand. Er wird Volksheld mit Che-Guevara-Appeal und sogar Volksvertreter. Das eröffnet doch ganz neue Spielräume.