Zurück zu Disneys Wurzeln
„Küss den Frosch“ ist ein handgezeichneter Animationsfilm für Nostalgiker und kleine Trickfilm-Fans.
Na, endlich: Mit dem neuen Familienfilm "Küss den Frosch" bekennt sich Disney wieder zur handgezeichneten 2D-Animation. Zwischen all den computeranimierten Trickfilmen ist es die triumphale Rückkehr in klassischer Disney-Manier: Das Märchen vom Froschprinzen wird in abgewandelter, zeitgemäßer Art erzählt. Im Mittelpunkt steht die Erkenntnis, dass jeder für sich herausfinden muss, was im Leben wirklich zählt. Ron Clements und John Musiker, die Regisseure von "Arielle, die Meerjungfrau", "Aladdin" und "Hercules", machen mit Tiana zum ersten Mal in der Geschichte von Disney eine Afroamerikanerin zur Heldin ihres Filmes.
Eines steht für Tiana schon als kleines Mädchen fest: Sie will keinen Frosch küssen, um sich ihren Traum vom Glück zu erfüllen. Sie will hart arbeiten, um eines Tages ein eigenes Restaurant eröffnen zu können und den Lebenstraum ihres verstorbenen Vaters weiterzuführen. Doch obwohl sich Tiana im New Orleans der 20er Jahre von einem Job zum nächsten hangelt, liegt das Ziel in weiter Ferne.
Während ihre wohlhabende Freundin Charlotte von ihrem Vater und Stadt-Oberhaupt jeden Wunsch von den Augen abgelesen bekommt, scheint Tiana in der Realität angekommen zu sein. Für die Fantasien ihrer Freundin, mit der sie in Kindertagen die Geschichte vom Froschprinzen nur so aufgesaugt hatte, hat Tiana kein Verständnis mehr.
Doch was wäre ein Disney-Film, wenn es nicht anders käme, als man denkt. Ein waschechter Prinz kommt in die Stadt und wird von Charlottes Vater auf einen Ball eingeladen. Was zu dem Zeitpunkt jedoch keiner ahnt: Hinter der Fassade des reichen Traum-Prinzen steckt ein bankrotter Aufschneider, der Zeit seines Lebens von seinen Eltern ausgehalten und nun vor die Tür gesetzt wurde.
Ein schauriger Voodoo-Meister erkennt seine Chance: Er verspricht dem Prinzen Reichtum und seinem abgehalfterten Assistenten Ruhm und Macht. Der Prinz willigt in den teuflischen Pakt ein: Der Assistent schlüpft durch den Voodoo-Zauber in die Hülle des Prinzen, der Prinz verwandelt sich in einen Frosch - die Geschichte kommt in Gang.
Als Tiana ihren Traum vom eigenen Restaurant zerplatzen sieht und plötzlich der charmante aber vorlaute Frosch vor ihr auf dem Balkongeländer landet, schlägt der Disney-Film andere Wege ein, als es von einem Märchen zu erwarten wäre. Denn mit dem Kuss des Frosches, zu dem sich Tiana aus lauter Verzweiflung widerwillig hinreißen lässt, erscheint nicht etwa ein strahlender Prinz vor ihr, sondern sie selbst findet sich auf dem Fußboden wieder - wie ihr immer noch grünes Gegenüber als Frosch.
Die zwei Frösche machen sich auf den Weg, um von ihrem Zauber befreit zu werden, stellen dann aber fest, dass einen Menschen, und in ihrem Fall einen Frosch, mehr auszeichnet als Aussehen und Besitz.
Herausragend sind die Charaktere gezeichnet, denen sie auf ihrer Reise über den Fluss begegnen: das Glühwürmchen Ray, dessen Liebe zu einem leuchtenden Stern sein Leben bestimmt, der Alligator Louis, der doch so gerne mit den Menschen an Bord der Mississippi-Dampfer Jazz spielen würde oder die verschrobene Voodoo-Mama Odie.
Obwohl die Geschichte erst ab dem Froschkuss Fahrt aufnimmt, ist der Film an keiner Stelle langweilig. Es macht von der ersten Sekunde an Spaß, den gezeichneten Charakter-Köpfen zu begegnen oder bei den jazzigen Liedern mit Ohrwurm-Qualitäten mitzuwippen. Überhaupt gelingt es dieser Produktion auf bestechende Weise, die klassischen Handlungselemente mit neuen Akzenten zu verknüpfen - anspruchsvoll und rührend zugleich. Der Kinderfilm, der von der Filmbewertungsstelle Wiesbaden einstimmig mit dem Prädikat "besonders wertvoll" ausgezeichnet wurde, hat schon jetzt das Zeug zum Klassiker.
Bewertung: 5 von 5 Punkten