Wenn der Werwolf zahnt
Die Adaption von „New Moon“, dem zweiten Teil aus Stephenie Meyers Vampir-Saga, ist werkgetreu – und quälend langweilig.
Die arme Bella (Kristen Stewart) hat’s nicht leicht. In einen Vampir hat sie sich verliebt, noch dazu in ein ganz sensibles Exemplar, das sie partout nicht beißen will, obwohl die depressive Teenie-Göre sich mit ihrer offen zur Schau gestellten Todessehnsucht doch eigentlich nichts dringender wünscht, als endlich untot neben ihrem Schwarm eine morbide Atmosphäre zu verbreiten.
Und dann auch noch das: Traummann Edward (Robert Pattinson) macht sich mitsamt seiner Beißersippschaft aus dem Staub. Das ist nicht weiter ungewöhnlich, der Ortswechsel wird alle zehn Jahre vollzogen, damit die Nachbarn keinen Verdacht schöpfen. Schließlich könnte langsam augenfällig werden, dass die dezent blassen Herrschaften von nebenan nicht altern.
Allerdings ist der Liebeskummer, der Bella daraufhin befällt, fast schon unmenschlich. Mit stoischer Leidensmiene sitzt sie regungslos in ihrem Zimmer, lässt das Leben an sich vorüber gleiten, erduldet stumm den stechenden Schmerz, der sie lähmt, und schreit ihn nachts im Traum so laut heraus, dass ihr der treusorgende Vater (Billy Burke) eines Morgens resigniert nahe legt, sie möge doch bitte zu ihrer Mutter ziehen, weil er das Geplärre nicht mehr ertrage. Das ist der wahrscheinlich vernünftigste Satz in diesem seltsam uninteressanten Film.
Eines kann man "New Moon" dabei allerdings nicht vorwerfen, nämlich dass er nicht werkgetreu sei. Auch in der Vorlage, Stephenie Meyers "Bis(s) zur Mittagsstunde", wird hauptsächlich ohne Sinn und Verstand gelitten. Irgendwann merkt Bella, dass ihr, wenn sie sich in Gefahr begibt, ein Trugbild von Edward erscheint, das sie warnen will.
Um sich weiterhin wenigstens einbilden zu können, ihn zu sehen, wird sie zur Risikosportlerin, springt von Klippen und lässt sich von Sandkastenfreund Jacob (Taylor Lautner) ein schrottreifes Motorrad zurecht schrauben. Bei der Jungfernfahrt setzt Bella die Maschine prompt in den Graben und zieht sich eine Platzwunde zu, die Jacob mit seinem T-Shirt stillt, das er sich spontan vom Leib reißt. Von da an rennt der muskelbepackte Teenie übrigens ununterbrochen oben ohne rum.
Was auch seinen Grund hat: Jacob ist ein Werwolf, dem immer dann, wenn er sich ärgert, das Fell sprießt. Damit die Klamotten also nicht dauernd kaputt gehen, zieht er sie eben erst gar nicht mehr an. Und weil Bella ein Faible für Sagengestalten mit kräftigem Gebiss hat, verknallt sie sich in den Wolfsmenschen - während Edward sich aus Trauer um Bella zu einer verhängnisvollen Entscheidung durchringt.
Das alles wäre so gerne großes Drama vom Schlage der zwei Königskinder. Tatsächlich verströmt "New Moon" aber nur den Charme von quälend in die Länge gezogenem Teeniegequengel.
Wertung: 2 von 5 Punkten