Steven Soderbergh: „Ich entscheide intuitiv“
Steven Soderbergh erzählt über seine Arbeit. Vor allem geht es um seinen neuen Film „The Informant“, der ab Donnerstag in den Kinos ist.
Mister Soderbergh, in der Buchvorlage von Kurt Eichenwald ist die reale Geschichte des FBI-Informanten Mark Withacre keineswegs als Satire angelegt. Warum haben Sie sich dafür entschieden?
Soderbergh: Für mich liegt der humoristische Kern der Geschichte darin, dass der korrumpierte Vizepräsident eines Nahrungsmittelkonzerns so hart daran arbeitet, vollkommen unschuldig zu wirken und dabei sich selbst und andere immer tiefer reinreitet. Ab einem bestimmten Punkt im Buch, spätestens wenn Whitacre dem FBI eröffnet, dass er den Konzern selbst um ein paar Millionen erleichtert hat, war mir klar, dass das Publikum so oder so lachen würde. Warum nicht gleich eine Satire daraus machen?
Soderbergh: Whitacre war ein freundlicher Mensch. Viele Leute haben ihn gemocht. Das Ungewöhnliche an der Figur ist, dass er in der Geschichte gleichzeitig der Gute und der Böse ist. Eigentlich wollte er ja, dadurch dass er die Machenschaften seines Betriebes aufdeckte, der auf Kosten der Konsumenten mit illegalen Preisabsprachen Millionengewinne machte, etwas Gutes tun. Er hat es nur auf die denkbar schlechteste Art gemacht.
Soderbergh: Ich wollte meine eigene Richtung in die Story bringen. Das Buch ist sehr detailreich, und die größte Veränderung gegenüber den realen Ereignissen ist, dass wir das Verhältnis zwischen dem Informanten und dem FBI- Agenten ausgebaut haben. Außerdem haben wir für Whitacre einen Off-Kommentar geschrieben. Auf den nicht Verlass ist.
Soderbergh: Ich habe kein festes System. Irgendetwas weckt mein Interesse, und dann gibt es eine ganze Menge Faktoren, die darüber entscheiden, ob daraus ein Film wird. Es kommt darauf an, ob der Film in die aktuelle gesellschaftliche Stimmung passt. Das sind oft instinktive Entscheidungen. Prinzipiell geht es mir darum, möglichst viele verschiedene Erfahrungen mit meinen Projekten zu machen.
Soderbergh: Matt Damon ist immer auf der Suche nach neuen Erfahrungen. Das muss man ihm hoch anrechnen. Viele Menschen - nicht nur Schauspieler - erstarren nach ihrem ersten großen Erfolg und ha³ben Angst irgendetwas zu tun, was ihr erlangtes Ansehen diskreditieren könnte. Matt Damon - genauso wie George Clooney - sind als Intellektuelle viel zu ruhelos, um in diese Falle zu gehen.
Sie interessieren sich für viele Dinge, freuen sich über ihren Erfolg, fühlen sich aber nicht an eine bestimmte Art von Film oder Rolle gebunden und machen sich keine Sorgen darum, ob die Leute ihnen folgen oder nicht. Und das sucht man als Regisseur. Einen Schauspieler, der keine Angst hat und sich vollständig auf die Transformation einlässt, so wie es Damon in diesem Film tut. Er springt von der Klippe und schaut nicht zurück.