Romy Schneiders Lebenskampf
Die ARD hat das Leben der Legende verfilmt. Jessica Schwarz überzeugt in der Hauptrolle.
Köln. Die Geschichte der Film-Legende Romy Schneider, gespielt von Jessica Schwarz, beginnt an einem Tiefpunkt. Schneider liegt im Krankenhaus, eine Niere musste ihr entfernt werden. Schlecht sieht sie aus, beinahe am Ende, und weiß noch nicht, dass es schlimmer kommen wird.
Doch dann wird es erst einmal besser in dem Film "Romy". Alicia von Rittberg, die mit engelhafter Unschuld die junge Romy Schneider spielt, tollt durch die Wiesen ihrer Kindheit in der Nähe des Obersalzbergs, rührende Szenen, eingefangen in grobgekörnten Bildern.
Man versteht, wie dieses Mädchen als "Sissi" die Zuschauer verzaubern konnte. Das Publikum liebt dieses "Geschöpf, das mit dem Dreck der Welt noch nicht in Berührung war", wie Mutter Magda Schneider (Maresa Hörbiger) sagt.
Dass und wie Romy mit dem Dreck der Welt in Kontakt kommt, zeigt der Film, der immer wieder ins Krankenhaus zurückspringt, dann größtenteils chronologisch. Es ist ein großes Projekt des SWR geworden, mit vielen Ko-Produzenten und Mitteln, unter anderem von der Filmstiftung NRW. Ein Kino-Film, in dem Yvonne Catterfeld Romy hätte spielen sollen, scheiterte an der Finanzierung.
Der Film "Romy" zeigt sehr viel aus Schneiders leben - und tut sich damit in etwa 105 Minuten ein bisschen schwer. Stärkere Akzente und der Mut, auch mal einige Stationen auszulassen, hätten dieser biografischen Annäherung gut getan.
Denn Jessica Schwarz begeistert vor allem in Szenen, in denen sie Zeit hat, ihre Version Romy Schneiders zu erschaffen. Schwarz gelingt es, dass der Zuschauer gelegentlich denkt, er habe die echte Romy vor sich. Weil viele Bilder von ihr im Gedächtnis fest verankert sind.
Vom Filmteam um Regisseur Torsten Fischer wurde Schwarz bei der Kölner Premiere mehrfach mit der Bemerkung geadelt, man hätte das Projekt ohne sie platzen lassen müssen. Sie trägt den Film tatsächlich dann, wenn sie etwa wütende Briefe an Heinrich Böll schreibt, der sich nicht mehr um die Verfilmung seines Romans "Gruppenbild mit Dame" schert, in der Romy Schneider die Hauptrolle spielt.
"Ich kämpfe überhaupt um ein richtiges Leben", schreibt sie Böll. Es ist ein zentraler Satz zu Romy Schneider, weil er im Film fällt, während sie an einer Rolle arbeitet. Nur so war ihr der Kampf um ein Leben überhaupt denkbar.
Jessica Schwarz überzeugt auch bei heftigen Streitereien mit ihrem Stiefvater (Heinz Hoenig) oder mit ihrem Ehemann Harry Meyen (Thomas Kretschmann), die sich um Selbstbestimmung und Emanzipation drehen. Um Selbstbestimmung beim Schmerz und bei der eigenen Zerstörung. Schwarz ist eine gute Besetzung, weil sie nicht versucht, Schneider zu sein, sondern die Schwarz-Version Schneiders bleibt.
Der Film hält sich auch in seinen Bildern an diese Distanz. So wird Romy Schneiders Selbstmordversuch nach der Trennung von Alain Delon (Guillaume Delorme) ebenso nur angedeutet wie der Suizid Harry Meyens. Und für den tödlichen Unfall des Sohnes steht nur ein kurzer Blick auf einen spitzen Zaun, an dem er sich tödlich verletzt hat.
Auch wenn "Romy" ansonsten sehr auf bekannte Bilder abzielt wie jenes am Beckenrand mit Alain Delon in "Der Swimmingpool", so vermittelt er am Ende doch eine Ahnung davon, was es wirklich bedeutet haben könnte, Romy Schneider zu sein.