Die „Grosse“ Kunstausstellung eröffnet „Die Grosse“: Der Farbe Raum geben

DÜSSELDORF · Wild schwingen Linien und Schraffuren. Bizarre Klumpen schweben auf der Fläche. Scheinbar ungebremst wirkt alles, am Ende aber doch gezügelt. Jedenfalls lässt Jan Kolata auf seinen Bildern den Farben freien Lauf.

Jan Kolata: Durch das Schichten von Farben und Formen schafft der Künstler intensive abstrakte Werke.

Foto: Kolata/kolata

Sie wiegen und schwirren über die großen Leinwände – überwiegend in leuchtenden Rot-Gelb-Blau-Schattierungen. Seine Werke strahlen Energie und Optimismus aus. Mal in direktem, klarem Duktus, dann in erratisch gemalten Mäandern.

Der 74-jährige Künstler wird heute im Düsseldorfer Kunstpalast mit dem „Kunstpreis der Künstler“ geehrt – im Rahmen der Eröffnung der „Grossen“ Kunstausstellung NRW, die bis 9. Juli mit zahlreichen Sonder-Events lockt, unter anderem mit Schülern der 12. Klasse des Lore-Lorentz-Berufskollegs, die sich, dank Kooperationsvertrags, in einer Extra-Koje  präsentieren. Neu ist ein Audioguide. Zu empfangen auf dem Smartphone per QR-Code. Einige Beiträge auf dem Guide stammen von 10. Klässlern des Düsseldorfer Wim-Wenders-Gymnasiums: Sie machten sich ihren Reim auf manche Kunstwerke. Ihre Kommentare sind mit einem grünen Label auf dem QR-Code markiert.

Seit über 120 Jahren organisieren Düsseldorfer Künstler die Verkaufsschau, bei der Maler, Bildhauer, Fotografen und Installationskünstlern aus Nordrhein-Westfalen und dem (häufig) benachbarten Ausland vertreten sind. Die jüngste Künstlerin ist Ende 20. Mit 91 ist der Älteste der Düsseldorfer Kult-Fotograf Walter Vogel, 2012 ebenfalls mit dem Künstlerpreis geehrt.

Und was kosten die Werke in diesem Jahr? 700 Euro muss man für ein Acryl-Gemälde von Gabi Moll zahlen, 65 000 Euro indes für eine geschwungene Groß-Skulptur von Ulrike Buhl. Es ist das teuerste Objekt. Bei den gerahmten Kleinformaten (häufig Papierarbeiten) geht die Preisspanne von 250 bis 800 Euro. Denn, so Museumschef Felix Krämer, „schon immer haben bei der „Grossen“ zahlreiche Besucher Blut geleckt, klein angefangen und sind zu Sammlern geworden.“

„Als ich von dem Preis erfuhr, war ich schockiert,“ schmunzelt Jan Kolata. Der 1949 in Immenstadt geborene Maler, der in den 1970ern an Düsseldorfs Kunstakademie studierte und später (2006 bis 2016) an der Dortmunder Hochschule als Professor lehrte, meint: „Das ist ein Ehrenpreis, als Rückblick auf mein Werk. Aber ich bin doch noch voll tätig.“

Denn parallel zur „Grossen“ sind Kolatas Tableaus derzeit auch im Museum Ratingen zu bewundern. Typisch für Kolata sind schwimmende Felder, organische Formen und Kreise in ästhetischen Farbkompositionen, entstanden in seinem Atelier in Düsseldorf-Lierenfeld. Seine Machart ist auch zu erkennen auf einer Sonderedition für die „Grosse“ – gerahmt in Museumsglas, Preis: Bild 850 Euro.  Für 400 Euro indes bietet die Förderpreisträgerin Lara Kaiser Aquarelle mit Bettdecken an. Gestapelt, gefaltet oder auf eine Matratze geworfen sind die Decken – gestreift, meist in warmen Orange-Tönen.

Ausgewählt wurden Kaiser und Kolata durch die siebenköpfige Fachjury unter Michael Kortländer, der seit 2010 die „Grosse“ organisiert und im Juli die Leitung an Nachfolger Emmanuel Mir übergeben wird. Als Kunstwissenschaftler will er allen Schulen (über die Kunstlehrer) eine Kooperation anbieten. Die Juroren wählten auch die 153 Teilnehmer der Schau aus. Beide Geschlechter sind gleichstark vertreten. Dieses Jahr war die Wahl besonders zeitaufwendig, hatten sich doch insgesamt 1137 Künstler beworben. Eine Rekordzahl, so Kortländer.

Zu sehen und zu erwerben sind abstrakte Bilder und Landschaftsgemälde, Porträts, Zeichnungen, Foto-Kunstwerke, fotorealistische Lithografien, Drucke, kleinere und monumentale Wand- und Raum-Objekte, Skulpturen – für Innen- und Außenräume. Zu entdecken sind viele originelle Werke, teilweise in Mischtechniken, von bislang unbekannten Künstlern. Zu den in der Szene Namen zählen unter anderem Benjamin Katz (Fotos aus dem Ratinger Hof) und Boris Becker – mit einem großformatigen Foto im Kastenrahmen von einer Brücke in Italien, deren Bogen sich über eine Felsenschlucht spannt.

Ausgestellt wird im Erdgeschoss des Kunstpalasts (bis November über eine Baustelle zu erreichen), im Ehrenhof und in der großen Halle im NRW-Forum. Hier wie in allen Räumen lassen sich aktuelle Trends und der Facettenreichtum des Kunstmarkts bestaunen.

Spannend dürfte sein, welche Kunstwerke die Stadt mit einem Etat von 135 000 Euro ankauft, und welche das Land.

Kunstpalast/Ehrenhof 4 – 5, Düsseldorf. Di.-So. 11-18, Do. bis 21 Uhr. Eintritt: 10 / 7 Euro, Katalog (200 Seiten) 10 Euro. Extra Angebote für NRW-Schulklassen. Mail: verkaufsbuero@diegrosse.de Infos auch über Kunstpalast