Theater Düsseldorf stellt Spielplan für 2023/2024 vor Schauspielhaus im Zeichen der Liebe
DÜSSELDORF · Wilfried Schulz und Robert Koall haben allen Grund zur entspannten Freude. Der Intendant des Düsseldorfer Schauspielhauses und sein Chefdramaturg legen für die kommende Saison nicht nur einen abwechslungsreichen, sondern teilweise auch innovativen Spielplan mit insgesamt 27 Premieren (inklusive Junges Schauspiel und Stadt:Kollektiv) vor.
Darunter sind zahlreiche Klassiker und aktuelle Stücke über den Ukraine-Krieg, das Homeoffice, die MeToo-Debatte, eine deutsch-türkische Familiensaga und auch eine möglichst klimaneutrale Theaterinszenierung. Zudem im Programm: ein Open-Air-Spektakel zur Fußball-EM 2024 „Glaube, Liebe, Fußball“. Außerdem beantwortet das Duo Schulz und Koall erstmals die Frage „Wie geht’s?“ mit einem lächelnd unverkrampften „gut“.
Denn erstmals seit 2016 endet in ein paar Wochen für das gesamte Ensemble und Leitungsteam am Gustaf-Gründgens-Platz eine erfolgreiche, normale Spielzeit. Warum normal? Es gab weder Überraschungen durch unangekündigte Baumaßnahmen, noch Verzögerungen bei Sanierung oder Umbau des NRW-Theater-Flaggschiffs, das (als einziges) zur Hälfte aus Landesmitteln finanziert wird. Auch coronabedingte Lockdowns oder Einschränkungen gehören der Vergangenheit an.
Das Gegenteil beweisen eine Platz-Auslastung von etwa 80 Prozent und die rekordverdächtige Zahl (am Ende der Saison) von rund 200 000 verkauften Theaterkarten (angeblich erstmals in der Dhaus-Geschichte). Schulz: „Das nicht selten totgesagte Stadttheater lebt und spiegelt die Communitys unserer Stadt wider.“ Als Liebeserklärung an das Publikum verstehe sich daher das Motto „Love“, das in fetten Buchstaben auf dem Programmbuch neben dem Signum Dhaus steht. „Liebe“ passe als Motto, auch weil nach Corona und dem Kriegsbeginn in der Ukraine viele Zuschauer im Theater ihre Sehnsucht nach Gemeinsamkeit und Nähe ausleben könnten. So bilanziert der Intendant persönliche Beobachtungen und Begegnungen.
Das Buch? Handlicher und übersichtlicher ist es geworden, das Querformat in leuchtendem Orange: Mit knappen Stück-Beschreibungen und originellen Szenenfotos und Schauspieler-Porträts eignet es sich als Begleitbuch durchs Jahr, zumindest für Theaterfans. Eröffnet wird das Große Haus Anfang im September mit „Richard III.“, wieder mit einer Shakespeare-Tragödie über einen Diktator – geplant als zweiter Teil einer Trilogie, die im vergangenen Herbst mit „Macbeth“ begann.
Warum mutieren diese Männer zum „lebensverneinenden, stählernen und steifen Giftzwerg“? Um diese Frage kreise die Inszenierung des russischen Theater- und Opern-Regisseurs Evgeny Titov. Er setzt erneut auf den ausdrucksstarken Darsteller André Kaczmarczyk. Der Mime probiert sich nebenbei mal wieder als Regisseur aus – im Kinderstück „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ und in einem Vaudeville mit Studenten der Leipziger Hochschule. Titel: „Folies! Folies! Finis.“
Zu den herausragenden Theater-Ereignissen dürften neben der Uraufführung von „Homeoffice“ des Japaners Toshiki Okada und der Fußball-Show (Mai 2024) besonders das Stück „Prima Facie“ von Suzie Miller zählen. Der Monolog einer jungen Frau, die in einer Anwaltskanzlei Karriere macht, stammt aus der Feder der australisch-britischen Dramatikerin Miller und gilt als Kassenschlager in Londoner Theatern. Gefördert durch die Bundeskulturstiftung wird „Peer Gynt“. Das Konzept stellt die Frage: Wie, wenn überhaupt, lässt sich eine Theaterinszenierung mit Klima-Neutralität vereinbaren? Messungen und Kontrollen dürften Künstler, Theater-Technik und -Verwaltung bei Proben und Vorstellungen vor ungekannte – personelle und finanzielle – Herausforderungen stellen, so Regisseurin Bernadette Sonnenbichler.
Hoffentlich ist der Ukraine-Krieg im März 2024 Geschichte. Darauf hoffen Tamara Trunova und Stas Zhyrkov. Zumindest formulieren die ukrainischen Theatermacher die Sehnsucht danach in „Die Orestie. Nach dem Krieg“. So der Titel ihrer Bearbeitung des Antiken-Stoffs von Aischylos über Rache, Vergeltung und Gewalt.
Das Programmheft liegt im Dhaus aus.