Kirchenglocken im Bonner Münster - Der perfekte Klang ist Wissenschaft

Experten untersuchen die Kirchenglocken im Bonner Münster.

Foto: Stadtdekanat Bonn

Bonn. Vielen Bonnern sind Klang und Rhythmus gut vertraut, wenn die Kirchenglocken des Münsters zur Messe rufen. In dieser Woche läutete es noch ein wenig häufiger als sonst. Denn Michael Plitzner und sein Team vom Europäischen Glockenzentrum Pro Bell aus Kempten untersuchten mit einer Test-Messung den Zustand der acht Glocken. Seit 2005 erforscht der Diplom-Ingenieur in einem besonderen Verfahren Klang und Beanspruchung von Kirchenglocken. Europaweit gibt es kein anderes Institut mit einer vergleichbaren Forschung.

Donnerstagnachmittag war Plitzner schon wieder auf dem Weg in Richtung Süddeutschland, zeigte sich aber in einem ersten Fazit zufrieden: „Der Zustand der Münster-Glocken ist ganz gut, doch es gibt Verschleißerscheinungen und Optimierungsbedarf.“ Näheres müsse jetzt die Computerauswertung zeigen.

Wie funktioniert das Verfahren? An den mannshohen Glocken werden dünne Kabel befestigt. Ein Dehnungssensor an der Glockenoberfläche, ein Beschleunigungsmesser am Klöppel und Mikrofone erfassen die unterschiedlichen Kräfte und Töne. „Die Sensoren messen, wie sich die Glockenbronze verformt, ob der Anschlag des Klöppels schonend oder zu heftig erfolgt“, erklärt Plitzner. Aus diesem „musikalischen Fingerabdruck“ könne er dann ablesen, wie gut die Glocke noch in Schuss ist. Untersucht werden Dynamik, Klangverhalten, Vibrationen sowie mit welcher Wucht und in welchem Winkel der Klöppel schlägt. Mit dieser Methode sei es möglich, bereits kleine Risse in der Kirchenglocke auszumachen, die dann mit wenig Aufwand ausgebessert werden können.

Das Bonner Münster wird generalsaniert und ist derzeit geschlossen. Die Sanierung kostet rund 20 Millionen Euro. Die Bauarbeiten beginnen 2018 und sollen zwei Jahre dauern.