Arp Museum Rolandseck: Ein jungfräuliches Museum
Nach fast 17 Jahren Planungszeit wird am kommenden Wochenende das Arp Museum Rolandseck eröffnet.
Remagen/Rolandseck. Selten war der Neubau eines Museums von derartigen Emotionen begleitet. Da prasselte schon zuvor ein mediales Dauerfeuer auf das Arp-Museum Rolandseck nieder, das morgen in Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsident Kurt Beck eröffnet wird.
Der Neubau des amerikanischen Architekten Richard Meier, der sich auf einem Hügel über dem klassizistischen Bahnhof Rolandseck erhebt, ist ein weißes Schmuckstück. Selten wurde der Zugang zu einem Museum derart wirkungsvoll inszeniert. Man betritt den Bahnhof durch das Sockelgeschoss, das in den Bauch des Gebäudes führt. Neben Kasse, Museumsshop und Bibliothek öffnet sich hier ein 40 Meter langer weißen Tunnel, der unter den Gleisen hindurch zu einer Treppe in einen Pavillon führt. Barbara Trautmanns Lichtinstallation "Kaa, die Schlange" aus 90 sich dahinwindenden Neonringen erleuchtet die Szenerie. Dies in den Tiefen der Hänge am Rheinufer mutet zutiefst romantisch an. Am Tunnelende katapultiert ein verglaster Aufzug die Besucher hoch.
Im Museum erwartet sie die kühle Ruhe des Klassizismus der Moderne: ein typischer strahlend weißer Meier-Bau mit Aus- und Durchblicken, Lamellen und weiß lackiertem Aluminium an der Außenfassade und der gewohnten materialästhetischen "Jungfräulichkeit", die, so Meier, mit Arp wenig zu tun hat.
Über dem Basisgeschoss erheben sich zwei Etagen mit 2200 Quadratmeter Ausstellungsfläche, die durch Wandscheiben, Pfeilerreihen und je ein Kabinett an der Nordseite gegliedert sind. Ihre Erdung erhalten die strahlenden Räume durch den dunklen Boden aus geräucherter Eiche. Eine Terrasse im ersten Stock und große Fensterfronten geben den Blick auf das Rheinpanorama frei.
Doch für den erhofften "Bundesligarang" muss erst Ruhe an der Kunstfront herrschen. Quell der Querelen ist die "Stiftung Hans Arp Sophie Taeuber Arp e.V.", mit der das Land als Museumsbetreiber in der "Stiftung Arp Museum Bahnhof Rolandseck" verbunden ist. Der Verein besitzt nicht nur die Rechte am Erbe und hat sich zu Dauerleihgaben verpflichtet. Er hat dem Land 404 Werke des Künstlerpaars für rund 10 Millionen Euro verkauft, von denen sich einige als Nachgüsse originaler Plastiken herausgestellt haben sollen, andere gar nur als Gussrechte. Bis heute wurden weder Arps Zustimmung zu Nachgüssen oder ein Bestandskatalog vorgelegt noch eine Kommission eingesetzt.
Zur Praxis von Nachgüssen befragt, sagt Kasper König (Museum Ludwig) auf Anfrage, dass es derartige Verfahren auch bei Künstlern wie Rodin gibt. Er selbst hält posthume Güsse für fragwürdig, weil Plastiken dabei oft in Größe, Material oder der Patina vom Original abweichen.
Was auch hier zu besichtigen ist. Wenn das Land Rheinland-Pfalz über so viele Original-Arps und der Verein über mehr als 3000 Werke verfügt, warum wurden gerade einmal 90 Exponate des Künstlers ausgestellt, von denen ein Drittel aus Leihgaben bestehen? Warum blieb das Oeuvre von Sophie Taeuber Arp ganz unberücksichtigt? Immerhin hat man sich um eine Übersicht der Schaffensperioden des 1886 in Straßburg geborenen Hans Arp bemüht. Darunter wundervolle Prä-Dada-Zeichnungen aus der Zeit des ersten Weltkrieges mit ins wuchernden archaischen Naturformen. Nicht minder eindrücklich die vegetablen farbigen Holzreliefs aus den Zwanzigern. Alle gezeigten Bronzeplastiken dagegen sind Nachgüsse.
Noch unverständlicher, warum Arp nur eine Etage zugestanden wurde, während Anselm Kiefer eineinhalb Etagen einnimmt; dazwischen Arbeiten anderer Künstler, im Bahnhof wiederum Werke von Anton Henning. Sicher lassen sich Dialoge aller Art behaupten, vor allem bei den beeindruckenden Zeichnungen und Gemälden mit ihren sich ausstülpenden Motiven - zur Eröffnung hätte es dessen nicht bedurft.
Der Künstler 1886 in Straßburg geboren, zählt Arp mit Max Ernst und Richard Huelsenbeck zu den Begründern der Dadabewegung. Im Zentrum seines Werkes stehen Rundplastiken, Holzreliefs, Zeichnungen, Gemälde mit runden, geschwungenen und schwellenden Formen, die natürliche Formgebungen nachahmt. 1923 heiratet Arp die junge Künstlerin Sophie Taeuber. Das Paar lebt abwechselnd in Meudon bei Paris und im schweizerischen Lausanne. In zweiter Ehe ist Jean Arp mit Marguerite Hagenbach verheiratet, die als Alleinerbin später die Rechte am Oeuvre Arps an die Stiftung Hans Arp Sophie Taeuber Arp e.V. abtriit. Arp stirbt 1966.