Ausstellung zeigt Cézanne als Maler von Paris
Paris (dpa) - Paul Cézanne und Aix-en-Provence: Wie kaum ein anderer hat der französische Maler seine Geburtsstadt und die provenzalische Landschaft in seinen Werken verewigt.
Immer neue Ansichten entwarf er vom Mont Sainte-Victoire und dem Landgut seiner Eltern, dem Jas de Bouffan. Dass der „Meister des Midi“ (die Franzosen nennen Südfrankreich nur „Midi“) knapp die Hälfte seiner Werke in Paris und Umgebung gemalt hat, ist nur wenigen bekannt. Cézanne (1839-1906) malte die Uferstraße von Bercy, die Dächer von Paris, die Gassen des Montmartre und die Landschaften der Marne und der Seine. Cézanne, der Maler von Paris?
Nach „Cézanne in der Provence“, mit der Aix-en-Provence im Musée Granet im Jahr 2006 den 100. Todestag seines berühmten Sohns feierte, hält nun der „Vater der Moderne“ in Frankreichs Hauptstadt Einzug. Unter dem Titel „Cézanne in Paris“ will das Musée du Luxembourg das tradierte Bild des Malers der südfranzösischen Gegend zwischen Mittelmeer, unterer Rhône und den Alpen korrigieren. „Das Image Cézannes ist zu einseitig. Er ist nicht nur der provenzalische Maler, der das Licht und die Farben Südfrankreichs eingefangen hat“, kritisierte Denis Coutagne, Kurator der bis zum 26. Februar dauernden Werkschau, das gängige Image.
Das Gesamtwerk Cézannes umfasst 945 Arbeiten, rund 400 sind in der Seine-Stadt und der Umgebung entstanden. Erstaunlich, dass erst jetzt diese Seite des Künstlers thematisiert wird. Ebenso überraschend ist auch, dass die Ausstellung von keinem Pariser Kunstexperten organisiert wurde, sondern von dem Cézanne-Provence-Spezialisten und Direktor des Museums Granet in Aix. „Mir ist die Bedeutung von Paris erst bewusstgeworden, als ich mich mit der Cézanne-Retrospektive in Aix-en-Provence beschäftigt habe“, erklärte Coutagne.
Warum Cézanne sich immer wieder in Paris und Umland aufhielt, um dort zu malen? Immerhin verbrachte er rund die Hälfte seines künstlerischen Lebens in der französischen Hauptstadt. Welchen Einfluss hatten die Metropole und das Künstlermilieu auf die Malerei Cézannes? Fragen, die die Ausstellung stellt, auf die es jedoch nicht immer eindeutige Antworten gibt. Cézanne war verschlossen, ein Schweiger.
Die rund 80 Gemälde und Zeichnungen, die im Pariser Musée du Luxembourg hängen, geben teilweise Aufschluss. Nicht die bunte Welt der Pariser Künstlerbohème interessierte ihn, nicht das bunte Treiben in den Kabaretten und auch nicht das Großstadtflair. Paris als Stadt interessierte den Maler nicht, wie der Kurator erklärte: „Cézanne hat niemals versucht, diese Stadt zu porträtieren. Was er suchte, war die Konfrontation mit der Moderne.“
In Auvers, Pontoise, Médan und Melun malte er Orte und Landschaften, die kein Künstler vor ihm gemalt hatte. Sie dienten Cézanne als Kontrapunkt zu seinen Provence-Landschaften. Für den Experten Coutagne konnte Cézanne einige der Ansichten seines Lieblingsmotivs, des Mont Sainte-Victoire, nur malen, weil er zuvor in Paris mit Farbe, Bildstruktur und Form experimentiert hatte.
Cézanne hielt sich oft in Paris auf. Erstmals im Jahr 1861. Da war der Künstler, den es ständig nach Neuem verlangte, 21 Jahre alt, gerade in die Académie Suisse eingeschrieben, einem Atelier für Aktmalerei, und Kopist im Louvre, wo er nach Werken alter Meister wie Michelangelo, Rubens und Tizian malte. „Ich will Paris mit einem Apfel erobern“, postulierte der Maler einst. Nun will Paris sich mit dieser Ausstellung seinen Pionier der Moderne zurückholen.