Burg Linn: Drei drei drei, bei Issos Keilerei
Adam, Eva und das merkwürdige Verschwinden der NS-Zeit: Eine Ausstellung zeigt die Geschichte des Schulfachs Geschichte.
Krefeld. Generationen von Schülern wandelten auf Eselsbrücken durch den Geschichtsunterricht, quälten sich über Datenfriedhöfe antiker Schlachten.
Aber Geschichte handelt nicht nur von erkalteten Jahresziffern, sondern vom Menschheitstraum, abzutauchen in die Tiefen der Zeit.
Doch die Latein-Gelehrten blickten naserümpfend auf das teutonische Glanz und Gloria. Denn im Bildungbürgertum wuchs die Begeisterung für die Antike, und waren die Germanen nicht aus römischer Sicht rülpsende, ungehobelte Barbaren mit Spatzenhirnen? Nicht nur Altertumsforscher, auch Archäologen bereiteten patriotischen Pädagogen Ärger. Denn die entdeckten den Neandertaler und behaupteten, diese behaarten, affenähnlichen Geschöpfe seien die wahren Urväter der Deutschen.
Was fürs 19. Jahrhundert galt, galt erst recht fürs 20. Jahrhundert: Geschichte spiegelte die jeweilige Zeit wieder und diente Herrschenden als Mittel zum Zweck. Vor dem Ersten Weltkrieg glichen Unterrichtsbücher Traktaten aus Militärakademien, in den 20er Jahren rückte die Volksgemeinschaft ins Zentrum, die in den 30er Jahren durch die Nationalsozialisten grotesk überhöht wurde.
Thema: Die Ausstellung "333 bei Issos Keilerei - 200 Jahre Geschichtsunterricht" zeigt Materialien zum Geschichtsunterricht, von der skurillen Studiensammlung über Modelle bis hin zu romantischen Lebensbildern auf Wandkarten. Hinzu kommen Bücher und andere Lehrmittel.
Wann: 18. März (Eröffnung) bis 5. August. Öffnungszeiten: bis 31. März dienstags bis sonntags und feiertags 11-17 Uhr, ab 1. April dienstags bis sonntags und feiertags 10-18 Uhr.
Irgibe Woube, (18 Jahre, Foto unten): "Ich habe Geschichte abgewählt. Die Fächer mit Naturwissenschaften bringen mir zur Verwirklichung meines Berufswunsches einfach mehr. Ich würde gerne Ernährungwissenschaftlerin werden. Dafür brauche ich viel Biologie und Chemie. Geschichte ist eben Geschichte. Wer sich dafür interessiert, kann es ja als Leistungskurs wählen. Aber ich glaube, dass Naturwissenschaften wichtiger sind."
Tim Braunsteiner (19 Jahre): "Auch wenn ich persönlich Geschichte als Fach abgewählt habe, finde ich, dass das Fach sogar noch gestärkt werden sollte. Nur Mathe oder Physik nützt nichts. Nur im Fach Geschichte kann man Wissenswertes über die Heimat erfahren, und das halte ich für sehr wichtig. Nur, wer die Eckdaten der Vergangenheit und die Folgen falscher Entscheidungen kennt, kann auch zukünftige Leitlinien erkennen und richtig handeln."
Christina Schaper, (18 Jahre, Foto oben): "Kein Fach hat so viel mit Allgemeinbildung zu tun wie Geschichte. Und gerade Allgemeinbildung darf im Schulunterricht nicht vernachlässigt werden. Es liegt allerdings an jedem Lehrer, wie interessant er das Fach gestaltet. Aber gerade für die Deutschen ist es wichtig, etwas über die eigene Geschichte, jedoch auch über die Geschichte anderer Länder zu erfahren." (Fotos: Alsleben)