Die Krise am Kunstmarkt
Auktionshäuser melden Rückgänge, doch die Milliardäre kaufen weiterhin Kunst. In Düsseldorf holt man sich indische Bilder in die Galerie.
Düsseldorf. Das Ende einer Epoche in der Wirtschaft und am Kunstmarkt lässt sich genau datieren: Am 15.September machte die amerikanische Investment-Bank Lehman Brothers pleite. Abends brachte der britische Künstler Damien Hirst 200 Kunstwerke frisch aus seinem Atelier für 140 Millionen Euro unter den Hammer. Doch ein mit 8601 Diamanten besetzter, glitzernder Totenkopf würde heute keinen Verkaufspreis von 15 Millionen Euro mehr erzielen.
Vor einigen Wochen zog Sotheby’s Picassos "Harlekin" aus dem Nachlass des Surrealisten Enrico Donati, der auf 30 Millionen Dollar geschätzt war, kurz vor der Auktion zurück. Man habe das Werk nicht verbrennen wollen, hieß es. Möglicherweise war eine Verkaufs-Garantie gegeben, die das Auktionshaus bei Nichterfüllung aus der eigenen Tasche hätte bezahlen müssen.
Die Londoner und New Yorker Auktionshäuser für Moderne Kunst verzeichneten in den letzten Monaten Umsatz-Einbußen von rund 40 Prozent. Bei Christie’s wurdposition" von 1916 aus dem Stedelijk Museum in Amsterdam, das an die Erben des Künstlers zurückgegeben werden musste, fand bei Sotheby’s für den ein Ölgemälde von Edouard Manet und eine Farbfeldmalerei von MarkRothko zu Ladenhütern. Dennoch lässt sich der Kunstmarkt nicht mit derBankenkrise vergleichen. Kasimir Malewitschs "Suprematistische Komen Rekordpreis von 48 Millionen Euro einen neuen Eigentümer.
Der Stuttgarter Gerrit Friese, Sprecher des Bundesverbands Deutscher Galerien und Editionen, schickte ein Beruhigungs-Schreiben an die Medien: Nach dem Ausbruch der Finanzkrise sei das Interesse für deutsche Künstler mit gutem Namen und normalem Preisniveau gestiegen. Alexander Fils aus Düsseldorf fügt hinzu: "Bei Warhol trat angesichts überhitzter Preise eine Zurückhaltung ein. Zero-Künstler oder Penck haben realistische Preise. Hier ist das Interesse stabil geblieben." Deutsche Auktionshäuser melden trotz globaler Finanzkrise gute Umsätze mit Alter Kunst und Kunsthandwerk.
Vier Großeinkäufer aus dem ehemaligen Ostblock setzen ihre Einkaufstouren fort. Es sind Stella Kesaeva, die 2010 in Moskau ein eigenes Sammlermuseum eröffnen will; Ehemann Igor Kesaev, Besitzer von Russlands größtem Luxus-Unternehmen, kaufte sich im Herbst ins Auktionshaus Phillips de Pury et Company ein. Der russische Milliardär in London, Roman Abramowitsch, erregte mit zwei Gemälden von Francis Bacon und Lucian Freud für 120Millionen Dollar Aufsehen.
Seine Freundin Dasha Zhukova (ihr Vater, Alexander Zhukov, ist Milliardär in der Öl-Industrie), eröffnete im September ihre Ausstellungshalle Garage Center für Contemporary Culture Moscow mit Kabakov. Victor Pinchuk, Stahlmagnat aus Kiew, kaufte große Werkgruppen des Düsseldorfer Fotografen Andreas Gursky.
Der Kunstmarkt orientiert sich neu, und zwar an den beiden menschenreichsten Länder der Welt, China und Indien. Die Düsseldorfer Galerie Beck & Eggeling gründete soeben mit dem Münchener Stefan Wimmer die Firma Beck & Eggeling emerging markets. Ab 5. Februar vermittelt sie zeitgenössische indische Kunst in Düsseldorf, danach in USA. Wimmer: "In Indien leben 300 Millionen Menschen in der Mittelschicht. Der internationale Kunstmarkt aus Asien wird eine zunehmend große Rolle spielen. Wir holen die spannende indische Szene nach Europa, wollen aber auch Positionen aus Europa in Indien präsentieren."