Die Schätze des Sonnenkönigs
Das Schloss Versailles zeigt 300 Kunstwerke aus der Kollektion von Ludwig XIV.
Paris. Ludwig XIV. hat der Nachwelt Versailles, den Cour du Louvre hinterlassen, aber auch Molière, Racine und Le Nôtre. Denn Frankreichs Sonnenkönig (1638-1715) war nicht nur Politiker und Krieger, sondern auch ein Mann mit viel Geschmack für Kunst. Er hat den modernen Staat begründet und aus Frankreich die Wiege der Kunst gemacht.
Unter dem Titel "Louis XIV. - ein Mann & ein König" will das Versailler Schloss den Privatmann zeigen, der sich für Kunst, Musik, Tanz, Architektur und Gartenbau interessierte und dem es gelang, aus seinem Leben ein Kunstwerk zu machen und aus der Kunst ein Mittel der Macht. Die Ausstellung, die bis zum 7. Februar läuft, ist die erste, die das Schloss seinem Erbauer widmet.
Ludwig XIV. ist neben Alexander dem Großen einer der Herrscher, die in der Kunst am meisten abgebildet wurden. Dass in Versailles erst jetzt eine Ausstellung über den Bewohner des Barockschlosses stattfindet, ist erstaunlich. "Die Idee geht auf den Präsidenten von Versailles zurück, Jean-Jacques Aillagon", sagte Alexandre Maral, einer der Kuratoren.
Die 300 Werke umfassende Ausstellung war eine der ersten, die der vor drei Jahren ernannte Präsident des Schlosses und ehemalige Kulturminister initiierte. Sie bildet die Synthese der in den vergangenen 15 Jahren veröffentlichten Studien über den Geschmack Ludwig XIV. und die Zusammenstellung seiner Kollektion.
"Wir haben versucht, die Werke zu zeigen, die dem König am besten gefallen haben", erklärte der Kurator weiter. Der Geschmack Ludwig XIV. entsprach nicht immer dem Zeitgeist. Statt Statuetten aus Elfenbein, das damals in Mode war, sammelte er antike Medaillen, mit Edelsteinen verzierte Gemmen und Bronzefiguren, die er auf Konsolen vor riesigen Spiegeln ausstellte. Darin konnte sich der Glanz dieser Kostbarkeiten widerspiegeln - so wie in der Ausstellung.
Er pflegte zu den Künstlern wie dem Maler Charles le Brun oder dem Architekten und Schöpfer des Versailler Gartenstils Le Nôtre sehr enge Beziehungen. "Ludwig XIV. hatte einen sehr ausgeprägten Kunstgeschmack. Er wusste, was er wollte und wie er es wollte", erzählte Maral. Zu diesen Auftragsarbeiten des Königs gehört auch die Darstellung der Errichtung des Kreuzes Christi von le Brun, eines seiner letzten Werke.
Die Ausstellung ist umfangreich, denn Ludwig XIV. interessierte und begeisterte sich für alle Künste. Doch dem Tanz, dem Ballett, galt seine große Leidenschaft, der er sogar persönlich nachging. Im Jahr 1651, als Zwölfjähriger, stand er erstmals auf der Bühne, knapp drei Jahre später tanzte er vor 30 000 Parisern. Papierarbeiten der verschiedenen unter dem König entstandenen Choreografien und ein goldenes Ballettkleid, eines der wenigen, das aus dieser Zeit bewahrt werden konnte, illustrieren diese Tanzleidenschaft des Königs, von dem Chronisten sagten, dass er so anmutig tanzt, wie kein anderer.
Teil dieser Ausstellung ist auch die Selbstdarstellung Ludwig XIV., die mit unzähligen Büsten und Porträts die ersten beiden Sälen füllt. Bemerkenswert ist das Selbstbildnis aus Wachs, echten Haaren und bemalten Glasaugen, das den König als alten Mann zeigt, was damals den ästhetischen Konventionen widersprach.