Markus Lüpertz als heiterer Held
Die Bundeskunsthalle zeigt einen grandiosen Überblick.
Bonn. Hell und heiter, voller Überraschungen - so ist die Ausstellung von Markus Lüpertz in der Bundeskunsthalle. Sie ist mit 140 Arbeiten, mit Gemälden und Bronzen, die größte Schau, die der pensionierte Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie je hatte. Und es ist die schönste.
Projektleiterin Susanne Kleine hat die Arbeiten nicht chronologisch, sondern spielerisch gehängt. Das kolossale Frühwerk mit den sonoren Leimfarben wechselt mit einem Kabinett kleiner Helm-Motive aus der jüngsten Zeit. Ein Täubchen aus blau kolorierter Bronze schaut aus einem muskulösen Arm heraus, als amüsiere sich der Künstler über die vielen Friedensbotschaften von 1989, im Jahr des Mauerfalls. Manche Landschaft aus jüngster Vergangenheit wirkt fast schon lieblich, erinnert an die erdigen Töne der Paula Modersohn-Becker. Doch da wehrt sich Lüpertz: "Ich hoffe nicht, dass es Altersbilder sind. Ich war nie weise, warum sollte ich es im Alter sein?"
In den hohen, lichtdurchfluteten Hallen bekommt die bis zu zehn Meter breite Malerei eine Souveränität und Strahlkraft, wie man sie in der aktuellen Szene nicht kennt. Und sie wirkt erstaunlich doppelsinnig. Das gilt vor allem für das kolossale Breitwandbild eines Spargelfeldes. Das Werk von 1969 entstand, als der 28-Jährige von Berlin aus die Umgebung in Augenschein nahm. Zugleich wirkt es wie ein Antikriegsbild im soldatenhaften Grün, und in der Komposition wie ein Symbol für den Westwall, haben doch Spargelfelder bekanntlich angehäufelte Erde, die auch an Särge und Gräben erinnern könnte.
Die Schau ist so überraschend, weil sie die Motive aus 45 Jahren mischt, die heroischen, die scheinbar politischen, die kunsthistorischen Zitate. "Ich bin ein abstrakter Maler", behauptete er gestern im Gespräch, um hinzuzufügen, dass in seinem Atelier genügend Objekte herumstehen, deren Assoziationskraft er für die Kompositionen brauche. "Ich habe Hühner, Vögel, Gänse und sonstige Gegenstände in meiner Werkstatt. Ich adoptiere sie. So werden sie zum Bild im Bild."
Die Sentimentalität, die Trauer über das Ende seines Rektorats in Düsseldorf sei längst von ihm gewichen. Noch immer im Gehrock, mit Ebenholz-Gehstock und Silberringen an den Fingern sagt er: "Ich war ein leidenschaftlicher Rektor. Ich habe mich anfangs beim Abschied auf Gefühle eingelassen. Aber ich brauche die Akademie nicht mehr. Ich bin froh, dass Tony Cragg es macht. Ich bin heiter geworden. Das heißt nicht, dass ich mich nicht ab und zu aufrege."
"Hauptwege und Nebenwege" nennt sich die Schau. Den Titel, frei nach einem kleinen Bild von Paul Klee, habe er gewählt, weil die Wege immer auch mit Bewegen zu tun hätten. "Suchen und Finden ist für mich wichtig." Bonn, Friedrich-Ebert-Allee4, bis 17.Januar 2010, Katalog: 34,90 Euro