Jean Dubuffet als Sinnbild eines neuen Lebens
Ausstellung: 47 Bilder zeigt die Langen Foundation, Wuppertal folgt mit einer Skulpturenschau.
Neuss/Wuppertal. Zwei private Institute besinnen sich auf die Wurzeln des Lebens in der Kunst und zeigen Jean Dubuffet. Das ist nicht selbstverständlich in Zeiten, in denen oft auf Zahlen geschaut und viel gespart wird. Den Anfang macht die Langen Foundation auf der Raketenstation mit 47 museumsreifen Bildern, wie sie in dieser Qualität im Rheinland noch nie zu sehen waren. Tony Cragg folgt im Sommer in der Stiftung Waldfrieden mit 24 Modellen in der Ausstellungshalle und zwei großen Skulpturen im Park. In beiden Fällen, in Neuss wie in Wuppertal, ist die Foundation Dubuffet an den Projekten beteiligt.
1942 war Jean Dubuffet 41Jahre alt, als er den Weinhandel aufgab und sich der Kunst widmete. Von 1943 stammt das früheste Werk, das Viktor und Marianne Langen von ihm kauften: "Der Zweispitz" aus der Serie der Marionetten. Die Frau mit den erhobenen Händen, dem lustigen Hütchen und dem kokon-artigen Körper begrüßt die Eintretenden in der Langen Foundation. Die Sammlung besitzt 13dieser kapitalen Arbeiten, internationale Museen steuerten die übrigen Werke bei.
Dubuffet (1901-85) hatte lediglich sechs Monate lang eine Akademie von innen gesehen. Er brauchte keine Traditionen über Bord zu werfen, als er mit Pinsel, Händen, Scheren und vielen anderen Instrumenten mitten im Weltkrieg ein sensationelles Werk begann. In Kalk, Sand, Teer und Kohlenstaub schrieb und ritzte er seine Frauenkörper, wälzte die Malmasse platt oder prügelte, knetete, collagierte seine Materialien, bis die Porträts und Landschaften von einer anderen Welt zu stammen schienen.
Die Schau zeigt zerschnittene und neu zusammengesetzte Bilder der 50er Jahre, die in ihren erdigen Tönen an das Laub in den Gärten erinnern. Immer wieder ergeben sich aus zufälligen Utensilien archetypische Sinnbilder vom Werden und Vergehen. Es gibt Phasen, in denen er wie ein Illustrator die Figuren konturierte, dann wieder erinnern gebückte Bauern an prähistorische Höhlenmalerei. Oft ist die Realität ein Anlass für seine Bilder.
Den Abgesang macht "Der Lauf der Dinge" (1983), ein über acht Meter breites Panorama aus dem Centre Pompidou. Es wirkt wie der Buchtitel seiner Biografie "Ein Leben im Laufschritt", die 1985 in nur drei Monaten entstanden ist. Kurz darauf ist er gestorben. Der Titel ist nun das Motto der kostbaren Ausstellung.