Markus Lüpertz als Autor im Kämmerlein
Der Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie zeigt sich als glänzender Schreiber.
Düsseldorf. Auf 634 Seiten bringt es Markus Lüpertz (67) in seinen gesammelten Texten, Reden und Gedichten von 1961 bis 2004, die bei Kleinheinrich herausgekommen sind. "Narziß und Echo" nennt er den Wälzer, der erstaunlich gut zu lesen ist, denn der Düsseldorfer Maler und Akademie-Rektor mischt Sprüche, Kalauer und Reime, Ernst und Wortwitz, lässt aber auch dunkle Töne nicht aus.
Lüpertz pflegt bei Vernissagen und runden Geburtstagen öffentlich zu reden. Doch richtig spannend wird es, wenn er sich allein weiß, Tagebuch schreibt, über ein misslungenes Bild schimpft oder eine menschlich-allzu-menschliche Angst vor dem Tod hat. Mit burschikosen Sprachbildern begleitet er seine Seelen-Zustände.
Die 60er Jahre in Berlin scheinen seine schönsten Jahre gewesen zu sein: "In Berlin war Nacht. Bestenfalls Nachtleben, gab es doch keine Polizeistunde. Es gab Schwärme von Schwärmern, von Nachtschwärmern, nachtschwärmenden Erfolgslosen."
Lüpertz ist ein humoriger Beobachter. Zu Gotthard Graubners 65.Geburtstag schildert er einen "imponierend professoralen" Künstler mit "gleichgültigem und wie abwesendem Lächeln". Sie begegneten einander auf zwei verschiedenen Veranstaltungen, und Graubner merkte beide Male an: "Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber ich habe Sie schon einmal irgendwo gesehen!" Für einen eitlen Mann wie Lüpertz muss das eine tödliche Beleidigung sein. Lüpertz rächte sich geschickt und sagte nun seinerseits bei der dritten Begegnung: "Ich weiß zwar nicht, wer Sie sind, aber ich habe Sie schon mal irgendwo gesehen!" Damit zwang er Graubner, sich seinerseits vorzustellen.
1997 spricht Lüpertz zur Vernissage einer Immendorff-Ausstellung, nennt den Freund sein "Spiegelbild", fügt aber ironisch hinzu, man lebe im Zustand dauernder Verwechslungen, wurden doch die Stars zumindest in Düsseldorf häufig vertauscht. Markus setzt sich prompt von Jörg ab. "Kein Maler der Jetztzeit hat so wie Immendorff in und mit seiner Zeit gelebt und gelitten."
Lüpertz meidet eher den Lebenskonflikt und existiert im eigenen Universum. "Wenn ich öffentlich auftrete, bin ich gut gelaunt, aber das ist nur eine Seite von mir", sagt er im Gespräch. In seiner jüngsten Veröffentlichung kommt auch der Zweifler und Zauderer zu Wort.
Dennoch: Es gibt auch gedruckt herrliche Attacken gegen die "Versager unserer Zeit". Er ironisiert die "subventionierten Kunstbetrachter", die erwarten, dass die Kunst "gargekocht, tranchiert und in kleinen Häppchen zubereitet ist". Er pfeift auf eine Kunst als "Therapie, als Spielwiese, als Freizeitgestaltung".
Markus Lüpertz: "Narziß und Echo", Verlag Kleinheinrich, 634 Seiten, 65 Euro