Kunst: Eine Nonne provoziert mit Sprachkunst
Die gesellschaftskritischen Grafiken der Sister Corita in Köln erinnern an Pop Art.
Köln. Eine kleine, aber ungewöhnliche Ausstellung bietet das Kölner Museum Ludwig: Grafische Arbeiten der amerikanischen Nonne Sister Corita (1918-1986) aus den 1960er Jahren, 40 Siebdrucke und Buchprojekte. Corita entstammte einer streng katholischen irischen Einwandererfamilie und trat früh der Immaculate Heart Community bei.
Ihre Grafiken sind so verblüffend, weil sie wie die von Andy Warhol, der zur gleichen Zeit in New York wirkte, in knalligen Pop-Art-Farben schwelgen. Weil sie das Verwechslungsspiel mit einzelnen Buchstaben lieben oder, wie der Franzose Jacques Villeglé, den Plakatabriss pflegen oder Zeitungsausrisse zu neuen Sinnzusammenhängen montieren. Doch Sister Corita blieb gegenüber dem medienwirksamen Giganten Warhol lange Zeit nahezu unbeachtet.
Wie Schrift zum Bild wird, faszinierte sie und veranlasste sie zu ästhetisch raffinierten Kunstwerken. Außerdem muss man die für Zeit und Umstände außergewöhnlich subtilen Materialien ihrer Siebdrucke bewundern, die hohe haptische Qualität der Seidentapetenstoffe. Doch ihre Themen mussten auf Ablehnung stoßen. Denn Sister Corita war nicht nur eine hervorragend gebildete und ausgebildete Künstlerin, sie war auch gesellschaftspolitisch engagiert.
So protestiert sie in ihren Arbeiten gegen den Vietnam-Krieg, Rassendiskriminierung und Armut. Das beste Beispiel liefert das Eingangsbild der Ausstellung, "wonderbread" (1962). Dicke Punkte in den Farben Gelb, Schwarzrot, Rot und Schwarz gruppen sich um einander wie in der damaligen Werbung für die Brotsorte "Wonderbread". Das war der Name einer billigen Weißbrot-Marke minderer Qualität. Corita lässt ironisch Assoziationen zum Leib des Herrn, zur Hostie, mitschwingen.