Hiroshi Sugimoto : Ironiker mit einer Kamera
K 20 in Düsseldorf zeigt eine große Retrospektive des Künstlers.
Düsseldorf. Die Kunstsammlung NRW widmet ihre letzte Schau vor der Schließung und Erweiterung von K 20 dem in New York lebenden Japaner Hiroshi Sugimoto (59). Ein gefeierter Künstler erhält gleich drei Etagen des Gebäudes und revanchiert sich, indem er jeder seiner elf Serien eine intelektuelle Pointe gibt. Denn Sugimoto ist ein Ironiker mit der Kamera, einer jener seltenen Fotografen, die die Konzeptkunst mit Humor anreichern.
In jeder Ausstellung richtet er sich nach den Gegebenheiten, um Wände zu versetzen, neu stellen zu lassen und die Lichtverhältnisse zu ändern. Lange war es nicht mehr so hell am Grabbeplatz, weil alle Sheddächer geöffnet sind. Für seine See-Bilder "opferte" Kuratorin Pia Müller-Tamm den großen Saal im Erdgeschoss, ließ eine leicht gebogene, 40 Meter lange Rigipswand bauen und in bräunlichem Grau streichen. Dort hängen die fotografierten Seestücke aus Wasser und Himmel fast schon wie eine abstrakte Malerei in nächtlichem Dunkel oder in helleren Tönen. Elf Motive sind es, mehr nicht - für einen einzigen Raum, der nun stimmungsvoll aufgeladen ist.
Von dort steigt man in die erste Etage zu jenen Theatermotiven, die ihn berühmt gemacht haben: Er hat Freilichtkinos und üppig dekorierte Filmpaläste aufgenommen und die Kamera so lange auf die Leinwand gehalten, bis der jeweilige Film zu Ende war. Mit diesen extrem langen Belichtungszeiten verwandelt er die Leinwand in ein magisches weißes Feld, während sich das Streulicht sammelt und den menschenleeren Zuschauerraum aus dem Dunkel heraustreten lässt. Wir Betrachter erfahren die Lichtsumme eines Spielfilms als reinste Energie und als minimalistisches Spiel von Helligkeit und Dunkelheit. Das Licht der Kinoleinwand wirkt wie ein magisches Spektakel.
Ausstellung: K 20, Grabbeplatz 5, Düsseldorf. Bis 6. 1.2008, danach in Salzburg, Berlin, Luzern, di-fr 10-18, sa + so 11-18 Uhr. Eröffnung 13. Juli, 18 Uhr. .
Biografie: Geboren 1948 in Tokio, studierte dort und am Art Center College of Design in Los Angeles ab. Seit 1974 in New York. Sein internationaler Ruhm begann 1975 mit seinen Diorama-und Theater-Serien. In den jüngsten Arbeiten ist er der Dunkelkammer-Kunst des frühen 19. Jahrhunderts auf der Spur.
Katalog Eine Retrospektive auf 385 Seiten, herausgegeben von Kerry Brougher und Pia Müller-Tamm, bei Hatje Cantz. 49,80 Euro