Museum Morsbroich: Protest gegen drohende Schließung

Düsseldorf (dpa) - Die Direktoren von rund 20 Museen in Nordrhein-Westfalen haben in einem gemeinsamen Brief an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) gegen die drohende Schließung des Museums Morsbroich in Leverkusen protestiert.

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„Diesen kulturellen Kosmos zu zerstören, käme einem Kahlschlag gleich, der verheerende Wirkungen (...) für die Museen im ganzen Land hätte“, heißt es in dem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Brief.

Die Unterzeichner appellieren darin an Kraft, Kulturministerin Christina Kampmann und den Leverkusener Oberbürgermeister Uwe Richrath (alle SPD), das Museum zu erhalten. Andernfalls „könnten andere Kommunen könnten sich bewogen fühlen, dem Leverkusener Beispiel zu folgen“.

Wirtschaftsprüfer hatten in einem Gutachten empfohlen, das 1951 eröffnete Museum Morsbroich mit seiner anerkannten Sammlung zeitgenössischer Kunst zu schließen, damit die verschuldete Stadt Leverkusen ihre Sparvorgaben erfüllen könne. Mit einer Schließung und dem Verkauf der Sammlung könnten fast 780 000 Euro pro Jahr gespart werden.

Morsbroich sei zwar eines der kleineren, aber sehr wichtigen Museen in NRW, das unmittelbar nach dem Zweiten Weltkriegs als einer der zentralen Orte der künstlerischen Avantgarde die Arbeit aufgenommen habe, heißt es in dem Protestbrief. Unterzeichnet haben ihn die Direktoren etwa der Bundeskunsthalle Bonn, des Museums Folkwang Essen und des Museum Ludwig in Köln. Initiator ist der Direktor des Wuppertaler Von der Heydt-Museums, Gerhard Finckh, der Anfang der 2000er Jahre Morsbroich geleitet hatte.

Morsbroich sei seit 70 Jahren eine „Pilgerstätte für alle kulturinteressierten Bürger“, nicht nur aus NRW, sondern auch aus dem benachbarten Ausland. Das Museum setze kontinuierlich Impulse für die gesellschaftliche Diskussion. Renommierte Künstler wie Andy Warhol, Robert Motherwell oder Gerhard Richter seien auch auf dem Höhepunkt ihres Schaffens mit ihren Werken immer wieder nach Morsbroich zurückgekehrt.

Auch der Deutsche Museumsbund kritisierte den Schließungsvorschlag. „Museen haben oft keine Chance, qualitativ zu argumentieren, weil Entscheidungen allein aufgrund wirtschaftlicher Überlegungen vorbereitet werden“, sagte Präsident Eckart Köhne der Deutschen Presse-Agentur. Die Kulturetats der Kommunen seien in der Regel so niedrig, dass man mit Sanierungen in diesem Bereich nirgendwo sonst effektive Freiräume schaffen könne, sagte Köhne. „Die Kommunen sind aus anderen Gründen überschuldet als wegen der Kultur und der Museen.“