Per Kirkeby: ein alter Wilder
Das Duisburger Museum Küppersmühle zeigt Werkschau.
Duisburg. Der dänische Künstler Per Kirkeby (*1938) möchte eine gewisse Phase seiner Laufbahn lieber unerwähnt lassen: Eine Demonstration vor der US-Botschaft in Kopenhagen 1969, ein Umschlag für ein Ulrike Meinhof-Buch oder für eine Publikation zur dänischen Kolonialpolitik in Grönland. Daneben streng grafisch gestaltete Künstlerbücher, Plakate für Ausstellungen und Konzerte, Collagen aus Zeitungsseiten, Frauenbeine, lackierte Fingernägel, Hüte und Frisuren der 60er Jahre.
Das alles widerspricht doch vehement der Kunst, die er seither macht und für die er bekannt ist. Und doch wirft diese Phase ein eher warmes Licht auf einen Künstler, den wir längst schon gut zu kennen glaubten.
Heute wissen wir: Per Kirkeby ist nicht nur Geologe und Expeditionsteilnehmer, Filmkünstler, Maler und Architekt. Er ist auch Illustrator, Grafiker, Wandmaler und Comiczeichner. Und er war als junger Künstler irgendwie auch politisch. Oder hat sich mindestens einer solchen Ästhetik bedient.
1963 hat er an Joseph Beuys’ Fluxus-Kammerkonzert, der „Sibirischen Symphonie“ teilgenommen, hat in den 70er Jahren den Weg von der Pop Art zur informellen Malerei der 50er Jahre gefunden und hat ab 1973 große Backsteinskulpturen im Außenraum gebaut.
Er war Mitglied einer avantgardistischen Künstlergruppe in Kopenhagen, war Professor in Karlsruhe und Frankfurt, mehrfacher Biennale- und Documenta-Teilnehmer. Immer arbeitete er auch mit Papier, machte Installationen, malte riesige Ölgemälde, schuf dann Bronze-Plastiken, seit 1995 entwirft er Gebäude.
Und Per Kirkeby malt wieder. Oder immer noch. Zwei seiner großen, immer noch wilden Gemälde sind vom Atelier geradewegs in die Ausstellung transportiert worden. Und früher? Früher hat er eben auch poppige Collagen gemacht.
Neben den gemalten Großformaten des dänischen Künstlers zeigt das Museum Küppersmühle in der von Siegfried Gohr und dem dänischen Kirkeby-Spezialisten Lars Morell kuratierten Ausstellung nun auch Dinge, die fast nie ausgestellt wurden: neben den Foto-Übermalungen und Illustrationen auch große Zeichnungen, Monotypien, Masonitplatten, 8-mm-Filme und Künstlerbücher.
Dieser weniger bekannten, aber höchst produktiven Seite des Künstlers widmet sich die Ausstellung — ein schier unerschöpflicher Fundus und beinah schon ein Querschnitt durch die Kunst der letzten 50 Jahre.